Quellen: www.decadevolcano.net/photos/etna0701_1.htm www.nrlmry.navy.mil/aerosol_web/Case_studies/20010722_etna/lava3.jpg
Fr. 15.8.:
Ruth
ist nun erst bereit für den Ätna, den wir mit seinen weißen
Rauchfahnen seit Catania immer wieder im Blick hatten. Für
dieses gewaltige, die gesamte Ostküste Siziliens
beherrschende Gebirgsmassiv nehmen wir die südliche
Anfahrt über Nicolosi. Im Ort steht eine
Gedenktafel für Goethe, der im Mai 1787 wegen des noch tiefliegenden
Schnees nicht weiter hinauf zum Ätna konnte und schon bei
diesem Zwillingsberg Monti Rossi (950 m) seine liebe Not
hatte – ein stürmischer Morgenwind behinderte ihn
im Mantel, und er befürchtete, daß nicht nur sein Hut in den
Kraterschlund geweht werden könnte. Von der Panoramastraße
aus, die man stellenweise durch Lavabäche schneiden mußte, sehen
wir den Zwillingsberg drunten immer weiter schrumpfen.
Johann Gottfried Seume, der mit einer kleinen Gruppe auf Maultieren
bis zum Gipfel hochstieg, bemerkt spöttisch, daß sich von
dort droben die Monti Rossi beinahe „wie Maulswurfshügel”
ausgenommen hätten (,Spaziergang nach Syrakus im
Jahre 1802’, Nördlingen 1985, S. 240). Einem seiner
englischen Begleiter erfroren dort oben (Anfang April) die
Hände.
Wir
lösen sogleich Tickets für einen Allradbus, der fast eine Stunde
braucht, um auf Serpentinen auf knapp 3000 Meter zu
klettern, bis zum ,Torre del Filosofo’ des Empedokles,
rund 300 Meter unterhalb des Hauptkraters. Die Seilbahn war beim
letzten großen Ausbruch 2001 zerstört worden. Die
rund 30 Besucher folgen nun dem Führer zu zwei Nebenkratern,
von denen es inclusive Kraterspalten an die 300
am Ätna geben soll. Rotbraun bis schwefelgelb die Kraterwände
und die herausgeschleuderten Aschebröckchen;
hier und da steigen Gasschwaden auf. Es ist kühl hier oben, doch
unter den Fußsohlen wird es gelegentlich
warm. Lapilli und Pulverasche, so weit man blicken kann. Ruth
entdeckt auf einer großen Vulkanbombe eine
Kolonie von Marienkäfern, von denen sich einer schon
im Allradbus eingefunden hatte.
Im
Mietwagen fahren wir die Gebirgsstraße in östlicher Richtung
weiter. Eine breite erstarrte Lavamasse führt auf die
Ortschaft Zafferana zu, die Anfang der 90er Jahre eben noch
verschont wurde. In einer Kurve sitzt an einem Tischchen vor
einigen Gläsern Honig ein uraltes Paar; wir kaufen
ein Glas Ätnaer Honig. Und blicken auf dem Rückweg und in den
nächsten Tagen immer wieder hoch zu diesem majestätischen
Vulkanberg; einmal stößt er graue Rauchwolken statt der harmlosen
weißen aus, doch noch nicht die bedrohlichen
schwarzen.
- 4 -