Home
Impressum
Ruth Fleigs Galerie
Schulkinder malen
Kritzel-Kratzel
Horst Fleigs Texte
I  Philosophica
II  Reiseberichte
Finnland Sept. 08
Andalusien Sept. 06
Kreta Aug. 05
Sizilien Aug. 03
Griechenland Aug. 01
Ithaka-Peloponnes 97
USA: 1980+1990+2000
Städtetrips:
Davos/Sils 07
Prag Juni 06
Lissabon/Sintra 99
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen





Quellen: http://enteroclisma.blogspot.com/2009_01_01_archive.html                                                       http://figupolo.files.wordpress.com/2007/05/berlu-alitalia.jpg



Nach dem Auftanken in Pescara geht es bald in Richtung Rom weiter; ab und zu noch Blitze und Turbulenzen. Das ei­gent­li­che To­hu­wa­bo­hu kommt erst nach der Landung. Jene Deutsche, die schon mit italienischen Flugumleitungen und Kofferverlusten ih­re Er­fah­run­gen hat, setzt sich mit ihrer vorzüglich Italienisch sprechenden Freundin bald im Eil­schritt ab, um möglichst noch ei­nen der – si­cher­lich raren – Plätze eines anderen Direktflugs nach Stuttgart zu er­gat­tern. Wir folgen ihnen diskret, doch war die­se Ma­schi­ne dann schon abgeflogen. Alle Passagiere finden sich bald an einem Spezialschalter ein und müssen, um in­di­vi­du­ell be­raten zu werden, Zahlen für die Reihenfolge zie­hen. In der nächsten 20 Minuten bis knapp vor der mitternächtlichen Schlie­ßung des Flughafens werden aber nur zwei oder drei der annähernd 50 Pas­sa­gie­re beraten. Danach er­scheint ei­ne Dame von AL­ITA­LIA, trennt die Pas­sa­giere in „nationale” und „internationale” ein, läßt alle nach Flugplänen grei­fen (von de­nen nur noch „na­tio­na­le” vor­rä­tig sind) und findet es schließlich geraten, alle wieder ungetrennt nach draußen ab­mar­schie­ren zu las­sen. Wir hal­ten diesmal Kon­takt zu einer hilflos wirkenden kleinen italienisch-deutschen Frau und ihren bei­den Schwa­ben­kin­dern, einem Erst­kläss­ler und einer ungefähr Dreizehnjährigen. Draußen warten wir alle auf Pullman-Bus­se, die uns zu ei­nem Ho­tel brin­gen sol­len. Jeder hat seinen Namen auf ein Blatt Papier zu schreiben – jene sehr auf­ge­reg­te Frau aber kommt nicht mehr auf ihren Familiennamen! Sie muß deshalb warten und wird in einem an­de­ren Sam­mel­bus nach uns gen Ostia zu dem Ho­tel hinausge­fah­ren. Vor dem Weiterflug am nächsten Abend erfahren wir von den dreien, daß sie im Hotel sowohl das Abend­es­sen als auch das Frühstück verpaßten und wegen der nicht aus­schalt­ba­ren Kli­ma­an­la­ge in der Nacht er­bärm­lich fro­ren, des­we­gen sehr früh aufstanden und den ganzen lieben Tag über im Flug­ha­fen ge­blie­ben waren! Das Mäd­chen prüft nun aber alle paar Minuten, ob wir beiden uns noch hin­ter ihnen auf den War­tebän­ken befinden.

   Am Abend zuvor gibt es also noch – trotz der „höheren Gewaltdes Unwetters – für die Gestrandeten ein Essen in die­sem 4-Ster­ne-Hotel „Airport-Palace”. Die Kellner allerdings gucken unwirsch drein und knallen mit Besteck und Tel­ler. Die AL­ITA­LIA-Da­me hatte allen zugesagt, entweder während der Nacht (Nachricht unter der Tür) oder spä­te­stens zum Frühstück die wei­te­ren Flugverbindungen zustellen zu lassen. Nichts geschieht, und sie selber findet sich dann am Morgen auch nicht mehr ein. Uns bei­de weckt vor der Zeit das Jammern und Schimpfen eines im Ne­ben­zim­mer Telefonierenden. Sukzessive tref­fen dann die Pull­man-Busse von gestern wieder ein und bringen uns zum Flug­ha­fen zu­rück. Dort muß sich nun jeder auf ei­ge­ne Faust weiter durchschlagen. Wir folgen zunächst einigen Ita­lie­nern aus Stuttgart, doch ohne Erfolg: Angeboten werden le­dig­lich Flü­ge nach Mailand und Lyon, und zwar oh­ne ga­ran­tier­ten Weiterflug. So setzen wir uns bald von dieser Gruppe ab und wen­den uns an ei­ne ALITALIA-An­ge­stell­te, die eigentlich nur für die 1. Klasse zuständig ist und zur Zeit nichts zu tun hat. Nach ei­ner Vier­telstunde kann sie im Tauschverfahren (ein 1.-Klasse-Ticket gegen unsre beiden Economy-Tickets) Plätze für ei­nen Di­rekt­flug er­gat­tern, allerdings erst für den Abend, gegen 21 Uhr. Nun gut. – An dem nebenanliegenden AIR-FRANCE-Schal­ter stand der­weil übri­gens jemand bereit, der auf Kundenwünsche sofort einging.

   Auf der Suche nach Schließfächern für unser Bordgepäck finden wir nur den Hinweis, daß man sie hier am Flug­ha­fen aus Si­cher­heits­grün­den geschlossen hätte. Wir versuchen es bei der Bahnstation, vergeblich, doch gäbe es noch Schließfächer in Sta­zi­o­ne Termini, sogar am selben Gleis wie hier. Wir haben ohnehin vor, den Tag im antiken Her­zen von Rom zu verbringen und neh­men al­so diesen Nonstop-Bummelzug. – In Termini hat man die Schließ­fä­cher an un­se­rem Bahnsteig schon längst aus Si­cher­heits­grün­den aufgegeben, dafür jedoch in einem Untergeschoß eine neu­es Ge­päckdepot angelegt. Dort reihen wir uns für ei­ne hal­be Stunde in eine Warteschlange ein.

   Während ich dort anstehe, kommt bei den nebenan gelegenen Toiletten ein Tumult auf, weil die Rei­ni­gungs­kräf­te die mei­sten dieser Örtlichkeiten einfach für gesperrt erklären. Ich selber helfe später einem ver­zwei­fel­ten äl­te­ren Eng­länder, der das ge­for­der­te Kleingeld nicht parat hat, mit einem Kleindarlehen aus der Verlegenheit. Die mei­sten schlüp­fen zu zweit oder gar dritt durch die Sperrkreuze.


Endlich können wir doch noch zu den Kaiserforen hin­un­ter­ge­hen und besuchen ein weiteres Mal das Colosseum. Ei­ne ur­alt­e schwarz­ge­klei­de­te Bettlerin schleppt sich, tief ge­bückt und mit den Münzen in ihrer Blechbüchse schep­pernd, dort aufs al­ler­lang­sam­ste da­hin.


Auch der Flughafen Rom-Fiumicino hält noch kleinere Überraschungen bereit. Nach dem Kauf eines Buches in dem rie­si­gen Flug­ha­fen­buch­la­den piepst es plötzlich laut neben mir am Ausgang: Ich bin gemeint, das Entmagnetisieren hat­te nicht funk­tio­niert. - Auf meine Frage an den dortigen Kellner, ob hier „Self-Service” sei: „Si.” Nachher will uns ei­ne Kellnerin dort, in der kli­ma­ti­sier­ten Zone, nicht sitzen lassen, da diese für Gäste mit Bedienung reserviert sei (selbst­re­dend gab es nirgendwo ein Hin­weis­schild).

   Am Abend sitzen wir pünktlich vor dem Gate unseres Direktflugs und können nach vierzigminütiger Verspätung an Bord. Bald aber meldet sich der Kapitän, es gäbe da leider noch ein kleines Problem – wieder lacht bei dieser Durch­sa­ge jemand hin­ter mir laut auf – , und zwar müsse man noch auf einen Mechaniker warten, da sich eine der vor­de­ren Flugzeugtüren nicht schlie­ßen las­se. Da vorne hatte soeben noch ein junger Mann, der vor uns abgefertigt wur­de, einen „Business-Class”-Ein­zel­sitz via Up­gra­ding bekommen!

- 20 -

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/