Quelle: http://picasaweb.google.com/lh/photo/YPj-dHVHrnMFdAKU2rawUQ
II. Chronologischer Reisebericht
Mittw. 13.8.:
Der
Hinflug von Stuttgart verläuft über Rom-Fiumicino. Am kleinen
Flughafen von Catania erfahren wir am Mietwagenschalter,
daß der über DERTOUR vorbestellte und vorbezahlte Wagen leider
nicht verfügbar sei, nur ein aufpreispflichtiger
Peugeot 307 aus einer höheren Kategorie. Unter dem Zeitdruck,
mit dem sicherlich auch der HERTZ-Angestellte rechnet, müssen
wir auf das kleinere wendigere Auto verzichten, was ich denn auch in
den Bergstädtchen und -dörfchen wiederholt
verwünschen werde. - Am Stadtrand von Catania brauchen wir eine
gute Viertelstunde, um aus einem Kreisel
herauszukommen, der von allen Seiten her zugefahren
wird.
Auf
meeresnahen Straßen geht’s in nördlicher Richtung gen Taormina,
das sich dann von fern hoch über dem „Silberkap”
Homers zeigt. Überhaupt ist diese Küstenregion eine imaginäre
,Odyssee’-Landschaft, von der Meerenge von Messina
an (mit Skylla und Charybdis) über die Sirenenbucht bei
Taormina bis zu den weiter südlich bei Aci Trezza stehenden
Klippen, die man als die von Polyphem vom Ätna herab
geschleuderten Felsbrocken deutet. Goethe begann denn auch 1787
in Taormina über ein ,Nausikaa’-Drama
nachzusinnen. – Im kleinen Hotel „Vello d’Oro” haben wir für
drei Übernachtungen und ausnahmsweise einmal mit
„Halbpension” gebucht. An den 15 bis 20 Tischen sitzen meist
dieselben Leute vor derselben Weinflasche, von der
mancher gerade einmal abendlich ein Glas zu sich nimmt. Ein noch
junger Pensionist neben mir summt und brummt Tag
für Tag während des Essens etwas vor sich hin, an einem
anderen Tisch lächelt ein junges Paar meist stumm und lieb
vor sich hin, und hinten am Katzentisch blickt eine ältere Dame
interessiert in die Runde, in der sich auch
einige Dauerbader befinden. Das terrassenförmig angelegte
Hotel enthielt einst im Untergeschoß ein
Keramikatelier und wurde von diesen Künstlern und dem
dilettierenden Hoteleigner mit Dutzenden von Skulpturen,
Gemälden und Zieraten ausgestattet.
Wir
gehen noch hinunter zum Corso. Welch ein Gewühl! Nur gut, daß wir
für die beiden folgenden Tage Abstecher nach Messina und
zum Ätna geplant haben. Einzigartig in Europa soll der arabischer
Wehrturm aus dem 10. Jh. sein, der in einen späteren Palazzo
eingemauert und so glücklich erhalten wurde. Ähnliches kennt man
von antiken Tempeln, die wie der Minerva-Tempel in Syracus
überdauerten, weil die Säulen und andere Bauteile in christliche
Kirchen integriert werden konnten.
Do. 14.8.:
Als
erstes suchen wir das griechisch-römische Theater auf dem
höchsten Punkt Taorminas auf, das Blicke über Meer und Stadt bis
hin zum Ätna gewährt. Goethe, der den Ausblick und die Einbettung
des Theaters in eine natürliche Mulde bewunderte,
verfing sich beim Rückweg in einem Bollwerk aus Agaven, von denen
hier noch einige zu finden sind. - Im Normannen-Dom
aus dem 12. Jh., den mächtige Magnolienbäume umstehen, erinnert uns
das Gebälk der Decke an die normannischen und
bretonischen Kirchendecken; und in Details der Portalfassade
noch spezieller an Prousts Illiers-Combray.
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