Quelle: http://picasaweb.google.com/lh/photo/YPj-dHVHrnMFdAKU2rawUQ
Chronologischer Reisebericht
Mittw. 13.8.03:
Der Hinflug
von Stuttgart verläuft über Rom-Fiumicino. Am kleinen Flughafen von
Catania erfahren wir am Mietwagenschalter,
daß der über DERTOUR vorbestellte und vorbezahlte Wagen leider
nicht verfügbar sei, nur ein aufpreispflichtiger
Peugeot 307 aus einer höheren Kategorie. Unter
dem Zeitdruck, mit dem sicherlich auch der HERTZ-Angestellte
rechnet, müssen wir auf das kleinere wendigere Auto
verzichten, was ich denn auch in den Bergstädtchen
und -dörfchen wiederholt verwünschen werde. - Am
Stadtrand von Catania brauchen wir eine gute
Viertelstunde, um aus einem Kreisel
herauszukommen, der von allen Seiten her zugefahren
wird.
Auf
meeresnahen Straßen geht’s in nördlicher Richtung gen Taormina,
das sich dann von fern hoch über dem „Silberkap”
Homers zeigt. Überhaupt ist diese Küstenregion eine
imaginäre ,Odyssee’-Landschaft,
von der Meerenge von Messina an (mit Skylla und
Charybdis) über die Sirenenbucht bei Taormina bis zu
den weiter südlich bei Aci Trezza stehenden Klippen, die
man als die von Polyphem vom Ätna herab geschleuderten
Felsbrocken deutet. Goethe begann denn auch 1787 in
Taormina über ein ,Nausikaa’-Drama
nachzusinnen. – Im kleinen Hotel „Vello d’Oro”
haben wir für drei Übernachtungen und ausnahmsweise
einmal mit „Halbpension” gebucht. An den 15 bis 20 Tischen
sitzen meist dieselben Leute vor derselben
Weinflasche, von der mancher gerade einmal abendlich ein
Glas zu sich nimmt. Ein noch junger Pensionist
neben mir summt und brummt Tag für Tag während des
Essens etwas vor sich hin, an einem anderen Tisch lächelt
ein junges Paar meist stumm und lieb vor sich hin, und hinten
am Katzentisch blickt eine ältere Dame interessiert
in die Runde, in der sich auch einige Dauerbader
befinden. Das terrassenförmig angelegte
Hotel enthielt einst im Untergeschoß ein
Keramikatelier und wurde von diesen Künstlern und dem
dilettierenden Hoteleigner mit Dutzenden von
Skulpturen, Gemälden und Zieraten
ausgestattet.
Wir
gehen noch hinunter zum Corso. Welch ein Gewühl! Nur gut, daß wir
für die beiden folgenden Tage Abstecher nach Messina und
zum Ätna geplant haben. Einzigartig in Europa soll der
arabischer Wehrturm aus dem 10. Jh. sein, der in einen späteren
Palazzo eingemauert und so glücklich erhalten wurde.
Ähnliches kennt man von antiken Tempeln, die wie der
Minerva-Tempel in Syracus überdauerten, weil die Säulen und
andere Bauteile in christliche Kirchen
integriert werden konnten.
Do. 14.8.03:
Als erstes suchen
wir das griechisch-römische Theater auf dem höchsten Punkt
Taorminas auf, das Blicke über Meer und Stadt bis hin zum Ätna
gewährt. Goethe, der den Ausblick und die Einbettung des
Theaters in eine natürliche Mulde bewunderte,
verfing sich beim Rückweg in einem Bollwerk aus Agaven,
von denen hier noch einige zu finden sind. - Im
Normannen-Dom aus dem 12. Jh., den mächtige
Magnolienbäume umstehen, erinnert
uns das Gebälk der Decke an die normannischen und
bretonischen Kirchendecken; und in Details der Portalfassade
noch spezieller an Prousts Illiers-Combray.
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