Quellen: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/15/Kafka_grave_Prague_4916.JPG www.tschechienreisen.ch/regionen/plzensky/img/plzen_big.jpg
4. Tag, Do. 8.6.:
Da die
Straße vor dem Hotel ab 7 Uhr für ein Großreinemachen
geräumt sein muß, habe ich mich früh wecken lassen, finde aber im
ganzen Viertel keinen Parkplatz. Denn auch die umliegenden
Straßen sind gesperrt, so daß ich den Saab wieder beim Hotel
abstelle und nach ziemlich hastigem Solofrühstück
auf die Straße trete und auf die Reinigungswagen warte. Sie haben
schon in der allernächsten Umgebung zu tun. Noch andere,
auch Anlieger, sitzen wartend in ihrem Auto, um es dann endlich
umsetzen zu können. Bald gesellen sich einige im
konformistisch-schwarzen Künstler- oder nur
„Kreativen”-Look gekleidete Manager
mit iPod oder Kopfmikrofon fürs morgendliche Geschäftsdiktat hinzu,
Hotelgäste, die nur auf ihre
Weiterbeförderung warten.
Vor
der Heimfahrt besuchen wir noch in Zižkov den Neuen jüdischen
Friedhof mit Kafkas Grab. Wie in den Synagogen habe ich mir hier
die Kippa aufzusetzen. Wieviel deutsch klingende Namen sich
doch, in deutscher Schrift, auf den Grabsteinen dieses 1890
angelegten Friedhofs finden! Kafkas Grab gegenüber ist
eine Gedenktafel an Max Brod in die Friedhofsmauer eingelassen.
– Es haben sich hier nur noch zwei oder drei andere
Besucher eingefunden.
Nach
ungefähr einer Fahrstunde erreichen wir Pilsen. Die bei der
Durchfahrt 1987 so triste und farblos Stadt ist kaum
wiederzuerkennen, was nicht nur – wie in
den ersten Jahren der Ex-DDR – an der grellen Buntheit der
Konsumwerbung liegt. Auch die Geschäfte um den Marktplatz machen
einen guten Eindruck; und so können wir denn auch dort jenes vor der
Prager Gröbe-Villa bewunderte Motorrädchen kaufen.
Betont weltläufig gibt sich ein kleines Marktplatz-Café
mit laufendem MTV-Programm, das wir für Cappucino und
Kuchen anlaufen. Dann aber dringt doch noch der stark provinzielle
Charakter durch. Zuerst bei zwei des Englischen und Deutschen
nicht kundigen Polizistinnen, die nur sehr mühselig und
ungefähr den Weg zur Autobahn hin angeben können. Und
wenig später, als ich an einer Tankstelle dem Fahrer eines
Kleinwagens vergeblich klarzumachen suche, daß
ich die Autobahn zur deutschen Grenze hin suche. Er kann mein
Ansinnen einfach nicht begreifen, nur seine Frau hätte
offenbar – so Ruths Eindruck – die Richtung anzugeben gewußt,
sich dies aber nicht getraut. Allerdings fehlt bis
unmittelbar vor der tschechisch-deutschen Grenze jeder
Hinweis auf die Richtung. In Deutschland hingegen wird
man sogleich mit einem „Willkommen!” begrüßt.
P.S.:
Die Autofahrer um Prag verhalten sich sehr vernünftig und ihre
Autos, häufig die schon 1987 von uns bewunderten Skodas, sind
meist in einem guten Zustand. - Obgleich der Einfluß der
deutsch-österreichischen Kultur besonders in der
Stadtarchitektur überwältigend ist, kommt man
mittlerweile mit der deutschen Sprache nicht mehr weit, selbst
an der Hotelrezeption haben uns die freilich
jüngeren Manager(innen) bald um Englisch gebeten.
Wenig gewandt und mitunter schroff sind immer noch die
Bediensteten der Museen und anderer öffentlicher
Gebäude. Und hier und da gibt es noch augenfällig
zu viel Personal, das uns etwa in dem Pilsener Spielzeugladen auf
Schritt und Tritt verfolgte, dann aber nicht von selber darauf
kam, für unseren Versuch einer Inspektion die Plastikplane von dem
Motorrädchen zu entfernen.
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