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Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
VI Germanistica





 Tagebuchnotizen zum Schulleben vom 11.12.1964, drei Tage vor dem Schriftlichen Abitur (die verblassende Bleistiftschrift habe ich nachgezogen)

Das Tagebuch führte ich der Übung halber in englischer oder französischer Sprache.



Enttäuscht bin ich darüber nicht, habe ich doch schon in Heinz-Jürgen Maas, der später wie ich Philosophie studieren will, jemanden ge­fun­den, mit dem ich philosophische Streit­ge­sprä­che bis hin zur existentiellen Selbstbehauptung führen kann. Und weiß zudem längst, daß sol­chen Pro­b­lemen nicht im Gespräch, sondern nur im schriftl­ich sich vor­­ta­­sten­­den Denken annähernd gerecht zu werden ist. Mei­ne Un­ge­duld, die „Egon” Hebel glaubt be­­schwich­­ti­­gen zu müssen, ist ele­men­ta­rer, liegt in der Sache selbst, im Fragen und Wei­ter­fra­gen, das nun ein­mal nicht zur Ru­he kommen und so etwas wie ein „Er­geb­nis” der Un­ter­richts­stunde nicht ak­zep­tie­ren will. So bin ich mir auch des­sen be­wußt, daß es meine eigentliche, die Schule über­­stei­gen­de Rei­fe­prü­fung ist, die ich in diesem Philosophieunterricht absolviere.

   Wenn ich meinem Philosophielehrer so zusetze, dann meine ich zugleich meinen Deutschlehrer „Egon”, der mit mei­nen – freilich nie zu En­de gebrachten – Aufsätzen nicht zurechtkommt, sie wie­derholt längere Zeit liegen läßt oder ei­nem Kol­le­gen vorlegt, um dann doch wie­der das ent­täu­schen­de Urteil „ausreichend” darunter zu setzen. Was ihm dar­an miß­fällt, be­spricht er mit mir nicht im Detail, sondern be­gnügt sich mit dem seuf­zenden Hinweis auf die Mühe, die er sich mit dem Ver­ständ­nis ge­ge­ben hätte. Einmal gar stellt er pauschal die Lo­gik mei­ner Ar­gu­mentation in Fra­­ge, was mich so trifft, daß ich die Ar­beit auch Wim Wenders und Ruth zu le­sen ge­be, deren Ur­teil mich wie­­der aufr­ich­tet. Ant­wor­ten kann ich Herrn Hebel al­lerdings nur indirekt, im Philosophieunterricht, in­dem ich ihm zeigen möch­te, daß es ein Nach­den­ken gibt, das nun doch er­heb­lich tie­fer zu drin­gen sucht als das Problembewußtsein, das er als Lehrer für zu­mut­bar hält.

In meinem Tagebuch von 1964 findet sich folgendes zu den beiden letzten Deutscharbeiten vor dem Abi­­tur:

   9.9.64: „Schulneubeginn ... Deutscharbeiten zurück, ich nicht: <Er> weiß nicht, wo <meine> ein­zu­ord­nen <ist>, dennoch po­si­tiv; will die Ar­beit weiterreichen”.

   15.9.: „Mein Deutschaufsatz liege immer noch bei Dr. Schröter!”

  22.9.: „In der Philosophiestunde attackiert mich Egon we­gen des Aufsatzes: er wäre unmöglich, überhaupt nicht lo­gisch usw. Obgleich ich dies zurückweise, bin ich – viel­leicht zum erstenmal überhaupt – nicht mehr von mei­nem Ge­nius über­zeugt. Egon hat nicht den Mut, den Auf­satz zu be­no­ten und händigt ihn mir auch nicht aus; offenbar eine be­un­ru­hi­gen­de Ar­beit.”


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