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Alt-Walsum 1951-53
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VI Germanistica

Beitrag in unserer Schülerzeitschrift ‘Der Kreisel’ (3/1960). An der hier angeregten Diskussion beteiligte sich nur „ein Ehemaliger”, doch vgl. die „Anzeigen” auf S. 35.


Nun habe ich doch noch einiges zur Kunst des Abschreibens bei Klassenarbeiten zu an­zu­mer­ken. Das einfache „Ab­pin­nen” von Haus­ar­bei­ten vor und während des Unterrichts füh­re ich noch längere Zeit so weiter, wie schon für die Un­ter­stu­fe beschrieben. Sein En­de findet es, mit Ausnahme des Faches Mathematik, erst mit den nicht­sche­ma­ti­schen Ant­worten und Problemlösungen in der Ober­stu­fe. In der Mittelstufe kommen nun die mas­si­ven Be­trugs­ma­nö­ver bei den schriftlichen Arbeiten hinzu, an die ich bis un­ge­fähr zur Quar­ta kaum zu denken wag­te und zu de­nen sich auch schwer­lich ein besserer Mit­schüler zur Verfügung gestellt hät­te. Erst jetzt sind wir so ab­ge­brüht und zu­dem so gut mit­einander bekannt, daß wir es riskieren können. Schon zu Beginn eines neu­en Schul­jah­res su­che ich mir meinen Banknachbarn immer auch danach aus, wie kompetent und ko­ope­ra­ti­ons­wil­lig er sein dürf­te. Bei an­de­ren Mit­schü­lern geht in der ersten Zeit noch so man­ches schief, wiederholt wird je­mand beim Ab­schrei­ben, beim Be­nut­zen ei­nes „Pfusch­zet­tels” oder einer Übersetzungshilfe („Pons”) er­tappt oder im nach­hin­ein, beim Aus­teilen der Arbeit, des fre­chen Be­tru­ges be­zich­tigt und zusätzlich zur fäl­li­gen No­te „un­ge­nü­gend” mit ei­nem Ein­trag ins Klassenbuch oder einer Be­nach­rich­ti­gung der El­tern be­straft. Am schlimm­sten aber ist, daß auch der­je­ni­ge, der uns abschreiben ließ, be­straft werden kann. Das wä­re schwer­lich wie­der gut­zu­ma­chen.

    Mich hat man beim Abschreiben nie erwischt. Wenn mir eine fremdsprachige Vokabel ver­däch­tig, inkorrekt oder nur apart vor­kommt, lasse ich die Übernahme lieber sein. Ge­le­gent­lich mache ich sogar bewußt einen Feh­ler, um nicht eine Folge identischer Aus­drü­cke mit mei­nem Banknachbarn oder Vordermann aufzuweisen. In Mathem­atik rech­ne ich nach Mög­lichkeit die Zwi­schen­lö­sun­gen nach, damit nicht etwa ein flüchtiger Rechenfehler uns beiden zum Verhängnis wird. Das eine oder andere Mal kann ich gar meinen Helfer noch recht­zeitig auf einen solchen Feh­ler aufmerksam machen. Bei englischen und französischen Nacherzählungen ver­steht es sich von selbst, daß ich be­stimmte Si­tu­a­ti­o­nen oder Beschreibungen, die mein Nachbar detaillierter in Erinnerung be­hal­ten hat, in ei­ge­ner For­mu­lie­rung vor­tra­ge. Mein Helfer soll nichts riskieren. So ist denn auch seine Mithilfe eher passiver Na­tur, in­dem er ein Blatt sei­ner Rein­schrift oder sei­nes Kon­zepts le­dig­lich so ab­legt, daß ich es einige Zeit lang einsehen kann. Meist ist es


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