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VI Germanistica


„TRAPPER” 1962 („Bierzeitungs”-Karikatur von Wim Wenders)


Note kommt: Perplex und stumm nehmen wir beiden dies zur Kennt­nis. Da­mit nicht ge­nug, rächt sich „Trapper” noch dadurch, daß er mir in Latein nicht die Ab­schluß­no­te gibt, die ich nach mei­nen sonst durch­weg trif­ti­gen Be­rech­nun­gen verdient hätte.


Dafür soll er einmal einen besonders schwachen Schüler durch eine un­ver­dient günstige Zeugnisnote vor der Re­le­ga­ti­on vom Gym­na­si­um bewahrt haben. – Ein Klassenkamerad, der des Morgens mit kleinem Ab­stand hin­ter „Trapper” zur Schu­le ging und so dessen re­gel­mä­ßi­ge Ver­pro­vi­an­tierung mit „Vivil” und ähnlich kaschierenden Mitteln mit­be­­kam, wuß­te Jahr­zehn­te später von an­de­ren un­er­bitt­li­chen Ver­fol­gun­gen zu berichten, noch Jahre über die „Mitt­le­re Rei­fe” hinaus. Un­gerecht, heimtückisch und zu­dem sa­di­stisch sei er gewesen, habe so gern mit den Fin­ger­knö­cheln ge­gen die Oberarmknochen oder in die Weichteile an de­ren Un­ter­sei­te ge­sto­ßen.

   Als ich Jahrzehnte später sah, daß „Trapper” noch in der Nähe unseres Gym­na­si­ums wohnte, hatte ich nicht die ge­ring­ste Lust, mich wie­der an ihn zu wen­den und mich um ein besseres Verständnis seines Ver­haltens zu be­mü­hen. Wie auch soll­te ei­ne etwaige Al­ko­ho­lkrank­heit es entschuldigen können? So denn ab mit ihm in den Or­kus, wo schon an­de­re unvergessene Tod­fein­de mei­ner Kindheit und Jugend auf ihn warten!

    Sicherlich wurde sein Treiben von manch einem seiner Kollegen be­merkt und mißbilligt. Doch war es einer von uns, Wim Wen­ders, der dies auch öffentlich ansprach, als er 1964 in unserer Schülerzeitschrift ein „Stimmungsbild” von unserer Schule zeich­ne­te und in seinem Be­gleit­text einen ungenannten, für uns Schü­ler aber kenntlichen Pau­ker aus­ru­fen ließ: „Was ist denn Sub­jekt, Du Arm­leuch­ter?” (Sie­he die Abbildung auf S. 64)


Monate vor dem Abitur tritt auch Trappernach Jahren wieder auf dem Schulhof an mich heran und fragt mich wie ver­schwö­re­risch: Was ist der Mensch?Ich will es ihm zeigen und antworte mit einer Definition Sar­tres: Eine Marmelade.” Er, ver­dutzt: Wie?Ich: Ein ‚Zoon po­li­ti­kon’. Und was denn dies bedeute? Ich, bei mei­ner ‚Mar­me­lade’ bleibend, über­set­ze Ari­sto­teles’ Wort entsprechend: Ein Ge­sell­schafts­tier. Er: Ja, ein ge­sell­schaft­li­ches Lebewesen. Denke im­mer dar­an!Oder so ähn­lich. Und so­gleich stürzt er wieder da­von.

Worauf wollte er mit diesem Appell hinaus? Laut Tagebuch ver­mu­te­te ich, daß er meinen Lebenslauf, den ich fürs Abi­tur ab­zu­fas­sen hat­te, so­eben gelesen hätte. In seinem Aufbau ist er mir nicht mehr er­in­ner­lich, doch dürf­te ich dar­in mei­nen Stu­di­en­wunsch „Phi­lo­so­phie” und mich au­ßer­dem noch zu meinem damaligen Credo ei­nes den Men­schen be­stim­men­den, im letz­ten an­ti­so­zi­a­len ,Egotismus’ be­kannt haben.


P.S. 2014: Laut seiner Personaldaten war Franz Pieczyk Mitglied in den folgenden Organisationen der NSDAP: Hitlerjugend (Jung­zug­füh­rer), SA, NS-Lehrerbund und NSV. - Für den Lateinunterricht, mit dem er uns so piesacken konnte, besaß er übri­gens nur die eingeschränkte Lehr­be­fä­hi­gung II.

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