Quelle: ‘Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums’ (Oberhausen 2005, S.27)
Und
dann gelingt es doch noch einmal einem unserer Studienräte, Terror
in der Klasse zu verbreiten. Es ist unser Lateinlehrer
„FRANZ” alias „TRAPPER”, letzteres nach Karl Mays
‚Trapper
Geierschnabel’, um der Physiognomie wie auch der lauernden Haltung
dieses Mannes gerecht zu werden. Er wird zwischen 40
und 50 sein, schleicht sich während des Unterrichts manchmal an
einen Verdächtigten heran und erlaubt
sich auf Kosten der schwächsten Schüler seine
Späßchen, indem er sie mit einem Repertoire
witzig sein sollender Sprüche überzieht oder jemanden
wie Herbert U., seinen Nachnamen
verdrehend, wiederholt als „Unverstand”
verhöhnt.
In
unserer „Bierzeitung” zur „Mittleren Reife” (1962) wird er so
bedacht:
„In Obertertia kam er zu
uns,/ schon manchem von uns wohlbekannt
... und mancher ihn schon
damals wünschte/ nur dorthin, wo der Pfeffer wächst
Mit väterlicher Liebe doch,
mit etwas/ ‚Nachdruck‘, ein paar Hiebe
half Trapper uns auch
das bestehen,/ nicht selten doch mit strenger
Miene”.
Die
danebenstehende Karikatur von Wim Wenders widmet sich
besonders dieser grimmigen Geierschnabelmiene
(Abbildung S. 32).
Verzeichnet
werden von ihm, der mit Schlüsselbund und Kreide nach uns
geworfen hat, noch einige jener Sprüchlein wie:
„Ins, twi,
dri, pinn him upp, hundertmal schreiben hilft sicherlich.”
„Du nix können, Du pinnen!” „Tu was, sonst klebste ohne
Uhu”. „Ihr Hosenpfeifer, oh wartet!”
„Verdimmi noch ‘en mal! Den Arsch soll man Euch versohlen!”
„Scheiß hast geschrieben, 6 hast geschrieben!”
„Scheißkerl, werd’ Dich eintragen!” „Du sein bekloppt
und 4 mal 7!”
Der
anonyme Verfasser jener Verse schließt mit dem verdeckten Hinweis:
„Er ist der einzge Mann,
wie lang wird es noch währen,
der sich den lieben,
langen Tag von Pfefferminz tut nähren.
Doch nun hebt alle euer
Glas ... und lange mög’ er leben noch!”
Wenn
„Trapper” in meine Nähe kommt, streift mich wirklich manchmal
seine Alkoholfahne. <Griff
er, sich dessen bewußt, darum so gern zu seinen
Distanzwaffen Kreide und Schlüsselbund?>
Mich behandelt er zwar coram publico nie so gemein,
bleibt jedoch ein hinterlistiger Feind. Und
als ich ihn einmal darauf hinweise, daß er mir in
einer Klassenarbeit, die ich wohl nur um ein Haar verfehlte,
etwas als Fehler ankreidete, das er meine
mit „gut” oder „sehr gut” benoteten Banknachbarn Norbert
durchgehen ließ, entscheidet er nicht etwa
zu meinen Gunsten, sondern streicht dies unverzüglich auch
Norbert als Fehler an, der dadurch wohl auf eine
schlechtere
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