Quelle: http://bi.schraven-net.de/su/651101_fussb/651101_fussb-f0003.htm
An
einige dieser Mittelstufenlehrer habe ich nur eine schwache
Erinnerung, die Studienassessoren nämlich, die uns
besonders in diesen Zwischenjahren
zugewiesen werden und nicht lange bei uns bleiben.
Englischunterricht
erteilt uns so ein
langer, grobknochiger Mensch, der in seinem Erscheinungsbild, zu dem
auch ein wetterfester Ledermantel
gehört, eine so starke proletarisch-asketische Ausstrahlung
hat, daß ich von seinen Unterrichtsthemen nur
noch behalten habe, wie er uns eine amerikanische Kurzgeschichte
mit dem Titel ‚Digging is harder than Latin’
mit der Erklärung
nahezubringen sucht. Wir Schüler nämlich seien gegenüber
denen, die ihren Lebensunterhalt mit solch
körperlichen Arbeiten wie dem Ausheben von Gräben
bestreiten müßten, privilegiert und
schuldeten darum anderen – auch den uns Unterrichtenden –
so manches. Ich höre mit gemischten Gefühlen zu.
Nachträglich
stoße ich wieder auf einen satirischen Text von George Mikes, den er
in der Obertertia mit uns durchging und den ich bei ihm gar nicht
vermutet hätte: „Oh, these English!/ Extracts from ‚How to be an
Alien’”. Angesichts dieses Fundes will mir nun gar
scheinen, als hätten wir bei ihm auch eines der munteren
Liedchen wie das von Dublins ‚Molly Malone’ gesungen. -
Mein Mitschüler Gerd erinnerte mich an den
Spitznamen, den Herr Wetzel wegen seines schwankenden breiten Ganges
von uns erhalten hatte: ‚Spreizbein’.
In
,Der Mittelreife’ von 1961, der Bierzeitung unserer
Vorgängerklasse, findet sich noch die folgende Notiz zum
beeindruckenden Arbeitseifer von
Herrn Wetzel:
„ ... und sobald die
Klingel schellt,|
kommt er in
den Raum geschnellt.
Mit langgezogenem
Seemannsschritt| wankt er in der Klasse Mitt’,
Legt die Tasche auf das
Pult,| öffnet sie mit Ungeduld...”
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