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VI Germanistica

Paul Höltgen alias STIPP (*1898)

Raimund Hirschberg alias WUPP (*1910)

Quelle für beide Photos: ‘Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums’ (Oberhausen 2005, S. 54)


MATHEMATIK



Während ich in der Grundschule für Rech­nen immer die No­­te gut er­hielt, bin ich in Mathematik binnen kur­zem auf man­gel­haft ab­ge­stürzt. Als hierfür Mit­­ver­ant­­wort­li­­che fallen mir nach einigem Entsinnen zwei für mich in­ein­an­­der­­flie­­ßen­de Leh­rer­ge­stal­ten ein, von de­nen die ei­ne von den Schülern Stipp, die andere Wupp ge­nannt wird. Zusammen erge­ben sie ein dür­res al­tes Männ­chen mit hell­blon­dem Rest­haar, zierlicher Brille und Hör­ap­pa­­rat. Hin­ter seinem Rücken machen wir Schüler drei­ste Spä­ße, doch wehrt sich die­ses Männ­lein noch: Schlägt es nicht mit einem Stock oder Lineal auf die hin­zu­hal­ten­de Hand? Und zieht es dem Sün­der auch kräf­tig am Ohr oder ver­teilt es lieber Kopf­nüsse?


Mein alter Klassenkamerad Willi konnte Mitte der 90er Jah­re die eine Person als STIPP” identifizie­ren; sie ha­be ein Hör­ge­rät ge­tra­gen und „et­was Liebli­ches” an sich gehabt.

   Mein anderer Mitschüler Gerd schrieb mir: „Er ... war schwerhörig und hatte ein riesiges Hörgerät in der Brusttasche seines An­zugs. Er hatte mich als damaligen Klassensprecher immer wieder zu <Schuldirektor> Lo­renz geschleppt, weil seiner Mei­nung nach in der Klasse ständig ‚gemurmelt’ wurde. Er meinte damit den Höllenlärm, den wir in sei­nen Ma­thestunden ver­ur­sach­ten.” Seinen Hörschaden hatte Herr Höltges als Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg er­lit­ten.- Laut Personalblatt un­ter­rich­te­te er seit 1928 in Sterkrade, und zwar neben Mathematik auch Physik und Chemie.


*

 

Nachdem mir nun Stipp deutlicher wurde, hat sich mir zu­gleich sein Mitbruder WUPP” klarer von ihm ab­ge­trennt. Er kommt mir be­deu­tend energischer vor, doch vom Jackett bis in die Gesichtsfarbe als eine Ge­stalt grau in grau.


Herr Hirsch­berg unterrichtete auch Biologie, soll öfter mit dem Rohrstock zugeschlagen und sich wie un­ser ande­rer Bi­o­lo­gie­leh­rer Dr. Kien­ap­fel bis 1945 gern in SA-Uniform ge­zeigt ha­ben. - 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und wur­de 1916 Re­ser­ve­leut­nant (s. seinen Personalbogen von 1927). Seit 1927 unterrichtete er an unserem Gymnasium; nach Bom­bar­die­run­gen un­serer Schule und ih­rer Schlie­ßung im Sommer 1943 leitete Herr Hirschberg in Böhmen und Mähren das Sterk­ra­der Schü­ler­la­ger der KLV („Kin­der­land­ver­schi­ckung”). 1944/45 wurden dort übrigens „alle Leh­rer und die über 14 Jahre al­ten Schü­ler zum Volks­sturm ein­ge­zo­gen, ka­men aber glücklicherweise nicht zum Einsatz (S. 19 der oben zitierten ,Fest­schrift').


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