Quelle: www.e-architect.co.uk/portugal/jpgs/rossio_station_lisbon_bm070508_cfernandoguerra_4.jpg
Des Abends spazieren wir die Avenida da Liberdade hinunter zum Rossio-Bahnhof, der um 1890 im neomanuelischen Stil mit zwei hufeisenförmigen Portalen erbaut wurde. Für die Züge nach Sintra hat man sich drei Stockwerke hinauf zu begeben! Unweit des Rossio erblicke ich einen unkenntlich entstellten Mann, dessen Gesicht wie ein Hahnenkammgewächs von mehreren Fleischschichten überwuchert ist. Lepra aus den ehemaligen Kolonialgebieten Portugals? Schon am nächsten Tag begegnet mir in Lissabon eine weitere Person mit einer ähnlichen Geschwulst.
Schon bald haben wir uns dem Hafen genähert und lassen uns davor, in der Unterstadt Baixa, bei einem der hier von Lipton gesponserten Ice-Teas sowie dem von Winter geschätzten „Super-Bock”-Bier nieder. An einem der Nachbartische amüsieren sich einige wohlsituierte Portugiesen mit einem Schwarzafrikaner und halten zuletzt eine Feuerzeugflamme an eine seiner Skulpturen aus Elfenbein-Imitat. Empört beklagt sich der Mann hinterher bei einem Kollegen. Ein Treffpunkt vieler Schwarzer ist die an den Rossio-Platz östlich angrenzende alte maurische MOURARIA, das ehemalige Refugium oder Ghetto der von den Christen geschlagenen Araber. Sie wird von etlichen Fischrestaurants gesäumt. Was da auf den Tellern zu sehen ist, ließe sich in den wenigen Tagen, über die wir verfügen, nicht einmal anstudieren! Wir bevorzugen deshalb für heute ein kleines Abendessen in einer Art Pastetenbäckerei. Und lassen uns wie an den folgenden Abenden noch längere Zeit auf dem Balkon unseres Hotelzimmers nieder. Die tieffliegenden Wolken streifen beinahe die Häuser des Quartiers; und in dem Häuserblock gegenüber macht sich nach Anbruch der Dämmerung ein altes Ehepaar gemächlich bettfertig.
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