Quellen: www.flickr.com/photos/54372737@N00/3734891211
http://pt.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A1cio_Nacional_de_Mafra www.cesdies.net/monumento-de-mafra-virtual/os-ratos-gambozinos-de-mafra
Fr. 20.8.:
In der
nächsten AVIS-Filiale übernehme ich in der Frühe einen kleinen
roten VW-Polo (auf einem ähnlichen roten Polo machte
ich einst den Führerschein). Im Hotel holen wir sodann die Koffer ab
und fahren gut 50 km nordwärts gen Mafra, wo wir für zwei Tage
im Dorf Gradil ein Herrenhaus bewohnen („Quinta de
Sant’Ana”). Das 1745 erbaute Landgut wird von der Tochter
eines Barons von Fürstenberg geleitet, der nach der Nelkenrevolution
von 1974 diesen Wohnsitz persönlich aufgegeben hätte.
Etwa im Zusammenhang mit der anfänglichen Enteignung
von Großgrundbesitzern? Unser Zimmer führt auf die Serra de
Socorro hinaus. Im Hof davor wachsen zwei Palmen, unter
denen Ruth drei winzige Kokosnüsse aufliest. Zimmer
und Haus hat man liebevoll eingerichtet, neben alten Stichen hängen
neuere Porträts der Kinder des Hauses.
Nach
einer Ruhepause fahren wir zu den Kloster- und Palastanlagen von
Mafra und geraten in die letzte Führung des Tages.
Alles ist überdimensioniert, die Korridore kommen einem
fußballplatzlang vor und die Säle und auch Gemächer
bahnhofshallenhoch. Errichtet wurden die von dem
schwäbischen Architekten Johann Friedrich Ludwig konzipierten
barocken Anlagen 1717-30 als Erfüllung eines
Thronfolge-Gelübdes von João V.; sie kosteten ein Viertel des
Goldes aus Brasilien und das Leben von 1400
Bauarbeitern. Die Arbeiter wurden von Soldaten bewacht, und
noch gegenwärtig werden die meisten Gebäudetrakte von
Militärs bewohnt. José Saramago erzählt in seinem Roman
,Das Memorial’ (1982) von dieser Schindarbeit, für die man
jeweils an die 200 Männer in Holzbaracken gepfercht hielt,
berichtet, wie bei Tag und Nacht Rauchsäulen aus den
Ziegel- und Kalkbrennöfen aufstiegen und einmal mit 200
Ochsengespannen über acht Tage hin eine Marmorplatte für die
Empore über dem Portikus der Kirche herangezogen wurde. – Einem
Gerücht zufolge sollen Heerscharen von Ratten
die Souterrains bewohnen und hunderte von Katzen von dorther
nicht zurückgekehrt sein.
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