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Von Kanton (Guangzhou) weiter auf dem Perlfluß nach Hongkong


Oben: Hongkong, Einfahrt in den Victoria-Hafen
Darunter: Hafenzone um das 484 m hohe "International Commerce Centre"
Kartenquelle: http://perlflussreisen.cn/Bilder/onlinefotos/map2.jpg


17. Tag, Fr. 28.10.11:

 

Wir frühstücken im obersten, 27. Stockwerk unseres Hotels, das einen schönen Höhenblick über das Areal von Kanton bietet. Beim Verlassen dieses "Ocean Hotels" sehe ich vor dem Eingang eines an­gren­zen­den Supermarkts einen Uni­for­mier­ten mit Stahlhelm und Maschinenpistole wartend dastehen. Gab es hier einen Über­fall, oder behält er nur als Sicherheitskraft das Hotel im Auge?

   Unsere Reisegruppe wird sodann im Bus zur Fähre nach Hongkong gebracht. Gut 2 Stunden dauert diese Überfahrt auf dem Perlfluß, der mit zwei Armen die südlichen Stadtteile von Kanton um­faßt und sich bei Hong­kong in einem riesigen Flußdelta im Südchinesischen Meer verliert.

    Auf der Fähre hängen immer noch Plakate mit Vor­sichts­maß­re­geln gegen die Vogel- oder Hühnergrippe ("Avian Flu"), deren Übertragung auf Menschen zum erstenmal 1997 in Hong­kong nach­ge­wie­sen wurde. Auch 2002/03 war die Region um Kan­ton und Hong­kong das Epi­de­mie­zentrum der schweren Lun­gen­krank­heit SARS, die wahrscheinlich durch den in Südchina ver­brei­te­ten Ver­zehr be­stimm­ter Wildtiere wie Schleichkatze und Fle­der­maus aus­ge­löst wurde. Beide Virusmutationen sind bis heute vi­ru­lent, doch kam es bis­lang noch nicht zu der be­fürchteten Pan­de­mie durch Über­tra­gung von Mensch zu Mensch. In Südchina jedenfalls waren viele Menschen beim Kon­takt zwischen Tier und Mensch of­fen­bar weit sorg­loser als im übrigen Land; einer unserer Rei­se­lei­ter aus Mittelchina erwähnte ein­mal, den im Sü­den häufigen Ver­zehr von Schlan­gen zu mei­den, weil sie gefährliche Parasiten unter der Haut haben könnten.


Noch auf der Fähre hat jeder von uns ein Einreiseformular auszufüllen, da Hongkong wie das einst von Portugal annektierte benachbarte Ma­cao noch "Son­der­ver­wal­tungs­zone" mit eigener po­li­ti­scher Grenze und eigener Währung ist. Bekanntlich hatten die Bri­ten als Ergebnis der bei­den Opi­um­krie­ge die Insel Hongkong und das gegenüberliegende Kowloon annektiert und später zudem die nörd­lich an Kow­loon an­gren­zen­den Ter­ritorien für 99 Jahre gepachtet. Die Volksrepublik Chi­na hat nach Rückgabe all dieser Gebiete 1997 die ka­pi­ta­li­sti­sche Wirt­schafts­form noch bis 2040 für die ehe­ma­li­ge Kronkolonie garantiert, auch behielt man unter anderem den Links­ver­kehr, eng­li­sche Stra­ßen- und Dis­trikts­na­men so­wie Eng­lisch als zwei­te Amts­spra­che bei. In außen- und ver­tei­di­gungs­po­li­ti­schen Angelegenheiten freilich hat die Volks­re­pu­blik schon die Sou­veränität über das Ge­biet er­hal­ten, und auf den Münzen des Hongkong-Dollars wurde das Bildnis der Queen durch die sti­li­sier­te Blü­te eines Or­chi­de­en­baums (Bauhinia) ersetzt.

   Der Rückgabe der Kronkolonie und dem weiteren politischen Da­tum 2040 scheint vor al­lem die Finanzelite Hongkongs miß­trau­isch entgegenzusehen. Schon der Architekt Norman Foster mußte sein - auf der übernächsten Seite abgebildetes - Hoch­haus für die HSBC-Bank (1985) so konstruieren, daß man das 180 m hohe Gebäude im Notfalle wieder de­mon­tie­ren und an­dernorts neu auf­bau­en könnte.

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