Weitergeführt wird die Hand- und Fingergestik in der Gegenszene mit Crystal
Ling, der mit Ryan insgeheim Verbündeten, die Hammett im Sessel schlafend bei
sich vorfindet. Alles ist jetzt mit Streifen überzogen, Wände, Boden,
Mobiliar und die Besucherin selbst, die längere Zeit vor jenem Lampenschirm mit
dem gelbbraunen, schwarz gestreiften Palmblatt gezeigt wird – das Oberteil
ihrer gelbbraunen Bluse weist ebenfalls ein vertikales schwarzes Streifenmuster
auf (38:08). „Das ist eine sehr männliche Wohnung”, beginnt sie sogleich, streichelt
mit ausgebreiteten Händen über den Sessel hin, spreizt bei ihren Ausführungen
immerfort die Finger ab und läßt sie überallhin spazieren. Als sie an seinen
Fingern zu knabbern und zu lutschen beginnt, glaubt er besser gehen und ihr
seine Wohnung als Zuflucht überlassen zu müssen. Er flieht diese Circe und ihre
unmißverständlich pornographische Aura; so präsentiert sie sich denn auch in
dem zu sexuellen Erpressungszwecken gedrehten Streifen ,Mr. Wolfe comes to
call’ mit einem übergroßen palmblattähnlichen Hut.
Hammetts Verabschiedung und neue Existenz
Die
Streifenmusterung, die diesen Film auch durch versteckte künstliche
Lichtquellen visuell beherrscht, ist also durch und durch ambivalent.
In der Licht-und-Schatten-Bildung melancholisch grundiert,
bezeichnet sie primär die weltdeutende und -umgestaltende
Potenz des Schriftstellers, die Versuchung seiner Selbstüberhebung
und zugleich die Bedrohung durch eine Realität, mit der
sich ein um Authentizität bemühter Kriminalschriftsteller wie kein
anderer einzulassen hat. Die entsprechenden
Anzüglichkeiten der Vertreter dieser Realität kann Hammett weithin
ignorieren, so Crystals Urteil („ein zweitklassiger
Detektiv”), Hagedorns maliziöse Bemerkung (einst „ein
Pinkerton-Mann, und heute – Meister der Kriminalschwarten”)
oder auch O’Maras spöttischen Rat („Gehn Sie wieder an Ihre
Schreibmaschine!”). Fong jedoch, der das gestohlene
Manuskript aus der Schreibtischschublade hervorgezogen hat,
verwickelt Hammett in einen kleinen Dialog: „Ist das alles
Phantasie? Oder haben Sie Ihre Stoffe aus dem Leben?” „Aus der
Wirklichkeit, Mr. Fong. Aber ich schreibe auch Gedichte,
die ich Ihnen gern mal zeige.” „Ich fürchte, Sie haben da etwas
zu viel Phantasie entwickelt. Sie werden bemerken, ich
bin nicht so leicht zu handhaben wie Ihre Romanfiguren!” „In
diesem Fall ziehe ich es vor, mich zu verabschieden.”
Woran ihn jedoch der Leibwächter hindert. Wirklich gefährlich nun,
seine Identität als Schriftsteller bedrohend, ist allein der
ehemalige Lehrmeister Jim Ryan, ein Alter Ego, das Hammett erst
abschütteln muß, ehe er zu sich selbst, zu einer eigenen
Schreibweise finden kann. „Ich schreib’ was Besseres”, erklärt
er nach dem Verlust des Manuskripts, macht dann freilich noch den
Rekonstruktionsversuch mit den Resten aus dem Papierkorb, bis auf
einmal die dazugehörigen Phantasiebilder von
jener anderen Phantasieszene mit Ryan abgelöst werden, der ihm
empört das Ausplaudern seiner detektivischen
Erfahrungen und Tricks vorwirft und danach auf ihn schießt –
Hammett zieht, die Pistole in der Hand, spontan dagegen,
bleibt aber bis zur Abblende sichtlich niedergeschlagen.
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