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1:13:03


Weitergeführt wird die Hand- und Fingergestik in der Gegenszene mit Crystal Ling, der mit Ryan insgeheim Verbündeten, die Hammett im Sessel schlafend bei sich vorfindet. Alles ist jetzt mit Streifen überzogen, Wände, Boden, Mobiliar und die Besucherin selbst, die längere Zeit vor jenem Lampenschirm mit dem gelbbraunen, schwarz gestreiften Palmblatt ge­zeigt wird – das Oberteil ihrer gelbbraunen Bluse weist ebenfalls ein vertikales schwarzes Strei­fenmuster auf (38:08). „Das ist eine sehr männliche Wohnung”, beginnt sie sogleich, strei­chelt mit ausgebreiteten Händen über den Sessel hin, spreizt bei ihren Ausführungen immer­fort die Finger ab und läßt sie überallhin spazieren. Als sie an seinen Fingern zu knab­bern und zu lutschen beginnt, glaubt er besser gehen und ihr seine Wohnung als Zuflucht überlassen zu müssen. Er flieht diese Circe und ihre unmißverständlich pornographische Aura; so präsen­tiert sie sich denn auch in dem zu sexuellen Er­pres­sungszwecken gedrehten Streifen ,Mr. Wolfe comes to call’ mit einem übergroßen palmblattähnlichen Hut.



Hammetts Verabschiedung und neue Existenz



Die Streifenmusterung, die diesen Film auch durch versteckte künstliche Lichtquellen visuell beherrscht, ist also durch und durch ambivalent. In der Licht-und-Schatten-Bildung melan­cholisch grundiert, bezeichnet sie primär die weltdeutende und -umgestal­ten­de Potenz des Schriftstellers, die Versuchung seiner Selbstüberhebung und zugleich die Bedrohung durch ei­ne Rea­lität, mit der sich ein um Authentizität bemühter Kriminalschriftsteller wie kein ande­rer einzulassen hat. Die ent­spre­chen­den Anzüglichkeiten der Vertreter dieser Realität kann Hammett weithin ignorieren, so Crystals Urteil („ein zweit­klas­si­ger Detektiv”), Hagedorns maliziöse Bemerkung (einst „ein Pinkerton-Mann, und heute – Meister der Kri­mi­nal­schwar­­ten”) oder auch O’Maras spöttischen Rat („Gehn Sie wieder an Ihre Schreibmaschine!”). Fong jedoch, der das ge­sto­hl­e­ne Manuskript aus der Schreibtischschublade hervorgezogen hat, verwickelt Hammett in einen kleinen Dialog: „Ist das al­les Phantasie? Oder haben Sie Ihre Stoffe aus dem Leben?” „Aus der Wirklichkeit, Mr. Fong. Aber ich schreibe auch Ge­­dich­te, die ich Ihnen gern mal zeige.” „Ich fürchte, Sie haben da etwas zu viel Phantasie ent­wickelt. Sie werden be­mer­ken, ich bin nicht so leicht zu handhaben wie Ihre Romanfiguren!” „In diesem Fall ziehe ich es vor, mich zu ver­ab­schie­den.” Woran ihn jedoch der Leibwächter hindert. Wirklich gefährlich nun, seine Identität als Schriftsteller bedrohend, ist al­lein der ehemalige Lehrmeister Jim Ryan, ein Alter Ego, das Hammett erst abschütteln muß, ehe er zu sich selbst, zu ei­ner eigenen Schreibweise finden kann. „Ich schreib’ was Besseres”, erklärt er nach dem Verlust des Manuskripts, macht dann freilich noch den Rekonstruktionsversuch mit den Resten aus dem Papierkorb, bis auf einmal die dazugehörigen Phan­ta­sie­bil­der von jener anderen Phantasieszene mit Ryan abgelöst werden, der ihm empört das Ausplaudern seiner de­tek­ti­vischen Erfahrungen und Tricks vorwirft und danach auf ihn schießt – Hammett zieht, die Pistole in der Hand, spontan da­ge­gen, bleibt aber bis zur Abblende sichtlich niederge­schlagen.


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