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07:40

Ähnlich diffus greifen auch Streifenmuster aus Licht und Schatten gleich­sam von Hammetts Schrift­zeilen aus auf die an­de­ren Schauplätze und Per­so­nen über, mit denen er ja in seiner li­te­ra­ri­schen Phan­ta­sie wei­ter­hin beschäftigt ist. Von sei­nem ge­gen die Au­ßenwelt abgedun­kelten, von viel­fäl­ti­gen Jalousieschatten übersponnenen Ar­beits­zim­mer lassen sie sich über das blau­ge­stri­che­ne Lat­ten­werk, die Treppenstufung und Um­zäu­nung seines Hau­ses im­mer weiter verfolgen, bis hin­aus zu den Mar­­ki­­sen bei „Cookie’s” und in die Hafenszenerie. Diese, an­fäng­lich aus­drück­lich als Fiktion aus­ge­wie­sen, kann am En­de als „wirk­li­cher” Schau­platz wiederauferstehen, so sehr ist in­zwi­schen al­les in „sei­ne”, Ham­metts, Welt oder Zei­chen­spra­che über­setzt worden. Ei­ne exquisite Rolle spielt da­bei ei­ne Son­derform der Streifenbildung, das Palm­blatt­mo­tiv, das (palma = Hand) mit ausgesuchter, auch re­li­gi­ös kon­no­tier­ter Hand- und Fingergestik einhergeht. Als Ham­mett, der noch an Tu­berkulose lei­det, sich von seinem ent­setz­li­chen Hu­sten­an­fall wieder erholt hat, be­merkt er je­man­den im Zim­mer: „Ry­an! O Gott! Ry­an! James Fran­cis Xa­vier Ry­an!” („Ryan! Jesus! Ryan! James Francis Xavier Ryan!”). Wie ri­tu­ell wird der ehe­malige Mentor und Freund drei­mal beim Na­men ge­nannt.6 Der sitzt nun, das leicht zur Sei­te hin ab­ge­wandte Gesicht be­leuch­tet, in ei­nem Ses­sel da und liest in dem Ma­nu­skript; wie eine Glo­ri­ole vor ihm auf der Wand ein wun­der­lich aufgefä­chertes Licht-und-Schat­ten-Ge­bil­de (07:40). Kaum ist ne­ben ihm – wie auch spä­ter in Ha­ge­­dorns Ap­parte­ment (s. Photo S. 7) – ein Lam­pen­schirm mit Palm­blatt­mo­tiv zu sehen, spreizt Ryan die Finger sei­ner Rech­ten, um Ham­mett „ein­mal ei­ne li­te­ra­ri­sche Fra­ge” zu stellen: Wa­rum „der alte Schnüffler” in seinen De­tek­tiv­ro­ma­nen, der den an­deren „immer zwei­ein­halb Hopp­ser voraus” sei, eigentlich keinen Na­men tra­ge. Na­tür­lich sei er selbst, Jim­my Ry­an, das Vor­bild für die­se Fi­gur, al­le Figuren bei Hammett täten nur, was er selbst einst getan. So idol­haft, wie er ins Bild ge­rückt wur­de, so au­to­ri­tär ist sein An­spruch, al­les zu durchschauen und alles zu re­prä­sen­tieren, ein An­spruch, der auch auf Ham­metts Iden­ti­tät zielt, auf des­sen Selb­stän­digkeit oder Daseinsberechtigung als Schrift­stel­ler.


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