Denn Jim Ryan war ihm mehr als nur ein Lehrmeister und Kollege. Rührend die
Szene in Chinatown, als Hammett im Vorhof eines Bordells den Namen des
Verlorengegangenen ausruft und ein Mädchen nach dem anderen ihn lachend
imitiert: „Jimmy! Jimmy! Jimmy!” Und noch einmal, bei der Rückkehr ins Zimmer,
ruft er den Namen hoffnungsfroh fragend aus. Wenn dann Crystal Ling ihren
falschspielenden Partner erschossen hat, bemerkt sie Hammetts Erschütterung.
„War er ein Freund von Ihnen?” „Ja, er war ein Freund.” Crystal: „Er war clever.
Er ist plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht, hat mich ausgehorcht und sich in
das Geschäft eingeschaltet. Sehr clever.” Hammett: „Er war einmal der Beste,
in seiner Glanzzeit ... Ich glaube, ich hab' ihn nie verstanden.” Diese Szene
mit den beiden und dem Daliegenden wird einige Zeit lang in einer Totalen
gezeigt, wobei eine Gerüstverstrebung die drei zuerst in einer Dreiecksform
zusammenhält und schließlich, bei Hammetts letzten Worten über Ryan, wie ein
Trauerflor quer über den unteren Bildrand gelegt erscheint
(1:27:17-41). Hammett
beugt sich zuletzt zu Jim Ryan hinunter, legt beide Hände
auf seinen Rücken – in dieselbe Richtung wie die Hände des
Hingestreckten – und bemerkt noch: „War kein gutes Geschäft,
Jimmy. Du hast alles verloren, bis auf die Nerven.” Seine
im Hafenbecken jener Perlenkette gleich schwimmenden
Manuskriptseiten würdigt er keines Blickes mehr, ja schickt ihnen
noch mit dem Fuß die letzten Seiten hinterher. Wie hohnlachend das
Gekreisch einer sich soeben aufschwingenden Möwe.
Es waren dies Gesten einer doppelten
Verabschiedung, der Reverenz gegenüber dem alten Freund und zugleich der
Lossagung oder erst jetzt gewonnenen literarischen Autonomie. Wirklich waren
für Samuel Dashiell Hammett die Jahre von 1927-30 die literarisch ergiebigsten,
zunächst mit dem durchgeknallten, vom beinahe omnipotenten „Ich”-Erzähler inszenierten
Großreinemachen in ,Rote Ernte’ (1927) und zuletzt mit dem
parabolischen, in der „Er”-Form erzählten Meisterwerk ,Der Malteser Falke’ (1930).
Jimmy Ryan kommt daher in dem nach vorn weisenden Abspann unseres Films, der
die Metamorphose der Hauptfiguren zeigt, nicht mehr vor.
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