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Thessaloníki, Geburtshaus von Mustafa Kemal Pascha („Atatürk”)


Atatürk an der Reformfront (1928)
Quellen: www.macedonian-heritage.gr/Museums/Museum_Pictures/Spiti_Kemal/View_From_Outside_m.jpg         www.resimupload.org/r-ataturk-resimleri-7-mustafa-kemal-ataturk-1089.html


Wir suchen nun nach Atatürks Geburtshaus, das – wen wundert’s – von den Griechen nicht ausgeschildert ist. Irgendwo in sei­ner Nähe schimpft soeben ei­ne Frau lauthals über einen Lastwagenfahrer, der bei­na­he ihre Hausumzäunung be­schä­digt hät­te. Als wir uns bei ihr nach Ata­türks Haus erkundigen, spricht sie so­gleich Schwa­bendeutsch mit uns und schlägt vor, uns mit ihren beiden Enkeln dorthin zu be­glei­ten, da sie sel­ber noch nie in dem Haus ge­we­sen sei. Un­ter­wegs erfahren wir, daß sie bald ihre deutsche Rente be­zie­he, denn viele Jahre habe sie un­ter an­de­rem in den „Sa­la­man­der”-Werken ge­ar­bei­tet, ja, für „Lur­chi”. Ihre Tochter habe nun eine gesicherte Existenz als „Haus­be­sit­ze­rin”, sie sel­ber ken­ne leider so gut wie nichts vom übrigen Grie­chen­land, wol­le aber auf keinen Fall in die „Betonwüste” von Athen.

   Das Atatürk-Haus liegt inmitten des abgezäunten, von außen und innen bewachten türkischen Ge­ne­ral­kon­su­lats. Um in das „Museum” zu kom­men, ha­be ich über eine Gegensprechanlage Minuten lang zu ver­han­deln. Ein Militär er­scheint und läßt uns nach Vorlage meines Passes und Angabe von Ruths Mäd­chen­na­men ein. Un­sere Schwabengriechin zog sich der­weil schritt­wei­se zurück und ward nicht mehr gesehen. Dann tritt ein klei­ner ält­li­cher Tür­ke von schma­ler ho­her Kopf­form hin­zu und schreitet mit schnellem Schritt durch den Hofgarten vor­an. Stumm – da nicht gut Eng­lisch spre­chend – öff­net er Tür um Tür die­ser be­scheidenen Stadtvilla, in der Atatürk, der Sohn ei­nes Grund­schul­leh­rers, bis un­ge­fähr zu seinem 9. Le­­bens­­jahr ge­wohnt hat­te. Drin­nen sind ei­nige breite Ottomanen aufgestellt, Teegeschirr, viel­e Do­ku­men­te so­wie Uni­for­men, Orden und einige Fracks des großen Man­nes. Was hat er nicht al­les durch­set­zen kön­nen! Den Lai­zis­mus (Tren­nung von Re­li­gi­on und Po­li­tik mit Abschaffung von Sultanat und Kalifat zu­gun­sten einer re­pu­bli­ka­ni­schen Ver­fassung, mit Auf­he­bung der Scha­ria und Po­ly­ga­mie), die Einführung der allgemeinen Schulpflicht und der la­tei­ni­schen Schrift statt der ara­bi­schen, die Über­nah­me des Gre­go­ria­ni­schen Ka­len­ders und viele Reformen auf den Ge­bie­ten der Wirtschaft und spe­zi­ell Land­wirt­schaft (auf sei­ner Mu­ster­farm in An­ka­ra hat man übri­gens eine Replik sei­nes Ge­burtshauses errichtet).

 

Nach Aushändigung meines Reisepasses werden wir wieder zurück durch das schmale Festungsportal ge­lei­tet. Während die­ser Vi­site fragte ich mich wie­der einmal, warum der uns seit Troja bekannte Zwist zwi­schen Türken und Griechen trotz sol­cher Brü­ckenschläge wie Atatürk oder der by­zan­ti­ni­schen Her­kunft der griechisch-orthodoxen Kirche eigentlich nie be­gra­ben wer­den konnte.


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