Quelle: http://galenf.com/1/greece/meteora84.jpg
Am frühen
Nachmittag treffen wir in Kalambáka beim
„Divani”-Motel ein, das kurz vor einer Renovierung
stehen muß. Schon im Lift des Hotels finden sich neben einer
japanischen Widmung ironische Ergänzungen jüngeren
Datums. – Wir machen noch eine Rundfahrt durch einige
Dörfer, nehmen dann in Kalambáka selbst einen Imbiß und
schauen auf einer Parkbank längere Zeit zu, wie
sich dort die Einheimischen ergehen und ein kleines Brüderpaar
neben uns sich ständig in den Staub werfen darf. Etliche
Jugendliche sind auf dem Weg zu einer Herberge oder zu
Campingplätzen. Zuletzt sitzen wir beim
Wein auf dem Hotel-Balkon, der auf einige dieser bizarren Felsklötze
und -nadeln aus Konglomerat-Sandstein
hinausführt. Zwei dieser kleineren
Metéora-Felsen hat man spektakulär als Elefant und
Dromedar ausgeleuchtet. Entstanden sind diese
Felsformationen vermutlich aus
Geröllablagerungen eines alten Bergstroms.
Mehrmals
stört uns im Zimmer nebenan eine junge und wie so oft
aufgeblondete Griechin, die zuerst einem Bekannten drunten
einiges zuschreit und zuletzt ihren Fernsehapparat aufdreht und
laut mitsingt. Sie schließt die Balkontür erst, als ich in meiner
Verzweiflung ihre orientalische
Melodik imitiere. Als sie eine Stunde später
den Fernseher erneut laut aufdreht, beschwere ich mich an
der Rezeption, und tatsächlich kehrt wenig später Ruhe
ein. An den beiden nächsten Tagen steht ihr nur eben
angeknabbertes Menü stundenlang neben
einem immer vollen Glas Orangensaft vor ihrer
Zimmertür.
So. 19.8.01:
Wir nehmen das
Bergsträßchen, das an Felsen mit Eremitenklausen und an den noch
geöffneten sechs von einst zwei Dutzend Metéora-Klöstern
vorbeiführt. Viele Mönche sind mit dem Touristenandrang
der letzten Jahrzehnte nach dem entlegenen
Athos abgewandert. Wir haben uns für nur zwei Visiten
entschieden, zunächst des Stammklosters „Megalon
Metéoron” alias
„Metamórphosis”, das im 14. Jh. von einem vormaligen
Säulenheiligen gegründet wurde. Vom
Parkplatz führt der Weg wenige Fußminuten hinunter in eine
Schlucht, dann durch einen kurzen Tunnel und eine gute
Viertelstunde zur Anlage hinauf. Vor
Jahrzehnten mußte man noch an Strickleitern emporklettern oder
wurde, wie noch heute die Verpflegung, mit einer
Seilwinde hochgezogen. – An der Pforte wartet ein Mann
mit Rocktüchern für die Frauen und Mädchen, doch führt Ruth
schon ein entsprechendes Improvisorium
bei sich. Eine Zeitlang bleiben wir im kühlen Innenhof
sitzen und sehen den umherschleichenden und sich
putzenden Kätzchen zu. Sodann inspizieren
wir das ehemalige Refektorium
(heute ist es das Klostermuseum), Werkstatt und Küche.
Wandmalereien zeigen Märtyrerszenen,
darunter das stereotype Abschlagen
von Heiligenköpfen. Hübsch ein im Hof hängendes, bei Bedarf
anzuschlagendes Klangbrett.