Quelle: Prospektphoto
Der
kleine Hafen, der im Sommer so lebendig sein soll, ist nun
beinahe menschenleer. In der Nähe stoßen wir auf eine
Bunkeranlage mit rührend winziger Kanone, die
während des 2. Weltkriegs den Hafen schützen sollte. Und
fahren zuletzt von der Hafenpromenade her
mit dem Lift hoch auf die gewaltige Brücke, die 1995 über den
Saimaa gespannt wurde. Man hat Puumala oder seinen
Hafen in hübsch grotesker Übertreibung als „Gibraltar des
Saimaa” tituliert, weil hier die einzige
Wasserpassage zwischen den südlichen Seen
und den nordöstlichen bis gen Savonlinna vorbeiführt. Das
empfohlene Panoramacafé oben ist jetzt leider auch
schon eingemottet. So steuern wir für Tee und Bier ein anderes im
Ortszentrum an, dessen Charme wir von unserer Nordseeinsel
und aus Filmen wie Kaurismäkis ,Proletarischer Trilogie’
kennen. Zumal ich hier beim Bestellen des Biers auf eine
alkoholstärkere Variante aufmerksam gemacht
werde, die unter der Theke hervorgeholt wird. – Dann wird
es wirklich unangenehm, als unsere Versuche scheitern, mit
den EC-Karten Geld zu ziehen! Und nur an diesen
OTTO-Automaten, nicht etwa in Geschäften und Tankstellen,
kann man sich hier als Ausländer überhaupt der
EC-Karte bedienen. Schöne Aussichten, da mir die PIN-Nummer meiner
Kreditkarte, die ich für Bargeldabhebungen seit
längerem nicht mehr benutze, nicht mehr recht einfallen will. Nun,
noch haben wir genügend Geld und werden es morgen
früh bei der hiesigen kleinen Bank oder auch in der größeren
Ortschaft Savonlinna versuchen, die wir
morgen ohnehin besichtigen wollen.
Nach
der Heimfahrt tragen wir wie schon gestern abend und in den nächsten
Tagen ein kleines Match an der Dartscheibe aus, die an
einer Kiefer neben unserem Mökki hängt. Und mustern nach dem
Abendessen die umliegenden leerstehenden
Ferienhäuser. – Mittlerweile habe ich auch
einigermaßen den Bogen ’raus, wie der Kachelofen des
Hauptraums zu befeuern ist. Zuvor gab es zweimal
automatischen Alarm, wenn die Abzugsklappe nach dem Anheizen zu früh
oder zu weit geschlossen wurde. Wir haben uns reichlich
Lektüre für unsere Stunden am Kamin mitgebracht. Ruth schafft es,
den ersten Band von Thomas Manns ,Zauberberg’
ein zweites Mal zu lesen, und ich vertiefe mich in Gerd
Gaisers in Dänemark spielendem Jagdfliegerroman ,Die
sterbende Jagd’
(1953), den ich hiermit jedem Geschichts- und Sprachbewußten
weiterempfehlen möchte.
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