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Das gegenüber 1965 stark veränderte Sterkrader Kollegium des Jahres 1970
Quelle (mit Namensangaben): www.max-behrendt.de/jahrgang/bilder/kollegium-1970.jpg



Versäumte ich im ersten Halbjahr der Oberprima laut Herbstzeugnis 95 Stunden, also durchschnittlich einen Tag in der Wo­che, so steigerte ich mich im zweiten Halbjahr erheblich und fehlte noch in den letzten Wochen vor dem Schriftlichen Abi­tur laut Tagebuch mindestens an acht Unterrichtstagen. Insofern diese Abstinenz auch eine Form der Selbstbehauptung war, wä­re es unsinnig, all die versäumten Möglichkeiten zu beklagen, vor allem die Lücken in den mathematisch-na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Fächern, die in der Regel schon auf den Mittel- und Unterstufenschüler zurückgingen. Damals konnte ich mich all­ein durch Schwei­gen und Arbeitsverweigerung gewissen Paukern entziehen. Wenn ich vor deren konkreten An­for­de­run­gen ver­sag­te und sicherlich auch einige andere Lehrer durch mein Desinteresse enttäuschte, dann versagten sie darin, daß sie mir so fun­da­men­ta­le, bei „Studienräten” eigentlich zu erwartende Einstellungen wie die Freude am Erkennen und an einem pro­blem­be­wuß­ten Ler­nen über Jahre hin nicht beizubringen verstanden.

Weit krasser versagten sie vor den vielen anderen, die oft noch ungünstigere Ausgangsbedingungen hatten und deren Eli­mi­nie­rung ich seit dem Übergang zum Gymnasium als ungerecht und brutal empfand. Wie nur konnten uns diese Päd­ago­gen der­art aus­dau­ernd und ohne Widerspruch, Jahr für Jahr, sitzenbleiben lassen und so erfolgreich von der Schule fortekeln, daß aus mei­ner „Sexta a” nur ein einziger den direkten Weg bis zum Abitur schaffte, das heißt ohne sitzengeblieben oder auf ein an­de­res Gymnasium gewechselt zu sein? Gewiß, die meisten dieser Lehrer waren während der Naziherrschaft aus­ge­bil­det wor­den, aber eben­so die Aus­nahmen wie Herr v. d. L., „Charly” (geb. 1912) und „Egon” (geb. 1915), die uns res­pek­tier­ten, auch den ver­meint­lich schwä­che­ren Schülern ihre Aufmerksamkeit schenkten und uns so im Innersten för­der­ten, auch wenn sie selbst von so man­cher Ent­wicklung abgeschnitten zu sein schienen, die für uns in der Oberstufe relevant wurde (die Exi­stenz­phi­lo­so­phie et­wa oder Surrealismus, Psychoanalyse und Kritische Theorie). Ihre persönliche Freundlichkeit war sach­ge­recht, brach­te uns ihr Fach pädagogisch nahe, während jene schlagenden, sadistischen oder nur unerbittlich strengen Leh­rer sich hinter ihrem Fach versteckten, indem sie so taten, als wäre es dessen eiserne Disziplin, die sie uns zu spüren ga­ben. Un­glück­li­che Exi­sten­zen, die ihren Beruf verfehlt hatten und trotz ihres Doktortitels, den sie auffallend öfter als die wirk­li­chen Pä­da­go­gen führ­ten, kei­ne tie­feren Erfahrungen mit Wissenschaft und Forschung gemacht haben konnten, wä­ren sie sonst doch nicht so klein­lich auf me­cha­ni­sche Reproduktionsleistungen aus gewesen.


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