Schemata zu Nicolai Hartmanns Erkenntnistheorie (im Philosophieunterricht der Oberprima 1964)
leicht
nach vorn geneigt, konzentriert zuhört. Er bedankt sich zuletzt
knapp und geht, ohne auf den Inhalt zurückzukommen,
auf ein anderes Thema über. – Sollte ihn das Leitargument meines
Referats verletzt haben? Es lautete nämlich, daß keiner
„menschlichen Handlung, die ihren Ursprung in irgendeiner
außermenschlichen Größe hat ... Sittlichkeit oder
Unsittlichkeit zugesprochen werden” könne; daß die
christliche Annahme eines allmächtigen Gottes und die
Annahme menschlicher Willensfreiheit einander
ausschlössen.
In unserer
„Arbeitsgemeinschaft Philosophie” gibt sich „Egon”
größte Mühe, legt uns hektographierte Auszüge
aus Texten von Platon, Descartes, Kant, Hegel oder Nicolai
Hartmann vor und sucht uns durch vorbereitete schematische
Zeichnungen begriffliche Zusammenhänge
durchsichtiger zu machen. Auch streifen wir – wie
ich meinen Unterrichtskladden entnehme –
psychologische und anthropologische Randgebiete wie
die Charakterlehre und Neurologie. Besonders
bei erkenntnistheoretischen und
metaphysischen Fragen hat er in der Diskussion öfter seine liebe
Not mit meinen nachdrängenden Fragen und
Bemerkungen und erklärt mir einmal nach Ende der Stunde, daß dem
Philosophieunterricht an der Schule
leider gewisse Grenzen gezogen seien.
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