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Herr W. alias „LUMPI” (*um 1927)






In den „Anzeigen” der „Bierzeitung” zur Mitleren Reife 1962

Quelle:
‘Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums’ (Oberhausen 2005, S. 26)


Egon” weiß in etwa, was ich von der Religion halte, ist aber be­reit und fähig, sich auch unbequemen Fra­gen zu stellen, so daß ich an seinem Unterricht weiterhin freiwillig bis zum Abitur teil­neh­me. Auch bei dem ka­tho­lischen Religionslehrer „Lumpi”, ei­nem Jesuiten(?), darf ich hospitieren, doch belasse ich es bei ei­ner Schnup­per­stun­de, zumal hier zu meinem Befremden zu Un­ter­richts­be­ginn noch gebetet wird. Später er­fah­re ich, daß er so man­chen Schüler auf alle erdenkliche Weise schikanierte.

   „Egon” nun erwähnt einige Male sein Marburger Theol­o­gie­stu­di­um, im Zusammenhang nämlich mit Hoch­schul­leh­rern wie Bult­mann und Barth, deren wie verschwörerisch bekundete an­ti­na­zi­sti­sche Haltung ihn als Stu­den­ten sehr beeindruckt hät­te. Von die­ser „Dialektischen Theologie” hat er sich den Got­tes­be­griff ei­nes „totaliter aliter” zu eigen gemacht, auf den er sich auch wie­der­holt zurückzieht, als ich ihm oder be­stimm­ten the­o­lo­gi­schen Ar­gu­men­ta­tionen In­konsequenz und Paradoxie vorwerfe.

Mein Tagebuch aus den letzten Monaten vor dem Schriftlichen Abi­tur erwähnt noch mein Referat ‚Luthers Streit mit Erasmus über den freien Willen’, das ich am 28.11.64 verlesen hätte: „Ein , zwei­mal muß ich einen Satz wiederholen; ansonsten scheint die Klas­se al­les verstanden zu haben. Egon hört aufmerksam zu und dankt mir schließlich. Seine Reaktion enttäuscht mich ein wenig, wenn ich die Zeit bedenke, die ich hierauf verwendet ha­be; ich verstehe nicht, war­um er mich nicht stärker loben mag ...”

   Die Woche zuvor hatte ich den Aufsatz Ruth vorgelesen und be­merkt, daß ich ihn für meine Hörer noch einmal um­schrei­ben müß­te. Von der Unterrichtsstunde selbst ist mir noch deutlich vor Augen, wie „Egon”, den Kopf


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