Quelle: www.pudelgarten.de/113401.html
Schulhofspiele
Im Sportunterricht der Grundschule spielen wir unter anderem „Tauziehen”, „Bäumchen, Bäumchen, wechsle dich” und „Völkerball”. Von den „REITERKÄMPFEN” ist mir die merkwürdige, halb heroische und halb ohnmächtige Empfindung geblieben, mich als „Pferd” noch aufrecht halten und dem zerrenden Gegner entgegenstemmen zu können, während der auf mir sitzende Reiter, dessen Beine ich unter den Achseln fest umklammere, schon halb zum Boden gerissen ist und zuletzt nur noch mit den Füßen an mir hängt. Eine spätere Kampfvariante spielt im Schwimmbad, hier lasse ich den zu mir gehörigen Reiter nach seinem Sturz ins Wasser besser sofort los.
Bei dem Spiel „DER KAISER SCHICKT SEINE SOLDATEN AUS, ER SCHICKT (DEN HORST) ZUM TOR HINAUS!” stehen wir uns im Schulhof in zwei Ketten gegenüber, einander an den Händen festhaltend oder unsere Unterarme umklammernd. Auch die Mädchen machen mit, rufen gar am lautesten, wenn einer von uns mit diesem Sprechgesang als „Soldat” angekündigt wird. Manchmal beraten wir noch vorher im Kreise, wo wohl der schwächste Punkt in der gegnerischen Verteidigung wäre. Werde ich zum Angriff aufgerufen, stürme ich auf einen stärkeren Abschnitt in der Kette los, drehe jedoch - eine einfache Finte - oft noch im letzten Moment auf eine schwächere Stelle ab und werfe mich, mit leichter Körperdrehung, die Flanke oder den Rücken voran, mit aller Kraft zwischen die beiden mehr oder minder überraschten Kettenhalter.
Gegen Ende, wenn nur noch die Kräftigsten Stand gehalten haben, komme auch ich nicht mehr mit meinen Täuschungsmanövern durch. Für mich das Schönste an diesem Spiel, das wir einigemale auch außerhalb des Unterrichts auf dem Schulhof spielen, ist genau dieser Moment, wenn ich mit meinem Vornamen laut und öffentlich von den Mädchen aufgerufen werde: in einem Singsang, der in mir immer noch nachklingt, als wollte er uns magisch miteinander in Verbindung halten.
SCHNEEBALLWERFEN
Tagebuch 14. 1. 55: „Heute fiel der erste <korrigiert.: „2.”> Schnee. Auf dem Schulhof waren überall Schneebälle in der Luft zu sehen.”
Ja, mir ist wieder, als befände ich mich mitten in dem Treiben und hörte noch, während es aus grauem Himmel schneit, die hellen Rufe der Kinder, sehe auch den einen oder anderen Schneeball hoch über mir hinwegfliegen!
FUSSBALLSPIELE
Nur ausnahmsweise spielen wir auch auf dem Schulhof Fußball. Laut Tagebuch vom 7.1.55 „hatte ich Nachsitzen, weil ich Montag <noch während der Ferien> auf dem Schulhof Fußball spielte”. Bei dem einzigen mir noch erinnerlichen Spiel kommen wir soeben aus dem Unterricht zu der großen Wiese schräg hinter meinem Elternhaus und legen Kleidungsstücke sowie die Schultornister als Torpfosten ab. Meist spiele ich in Turnschuhen; leider sind die runden Löcher für die Schnürsenkel so groß, daß leicht Wasser eindringt und ich öfter meine Socken auswringen muß.
Unsere Fußballspiele zogen sich laut Tagebuch vor allem an Ferientagen bis zu vier Stunden hin.
Wohl mit zehn Jahren bekomme ich einen Lederball geschenkt, den ich von Zeit zu Zeit mit einem gelbbraunen, wohlriechenden Fett einreibe; besonders sorgfältig sind die tief eingekerbten Nähte zu behandeln. Der Ball findet ein trauriges Ende, als er während des Spiels auf dem Marktplatz einer Straßenbahn entgegenrollt und von ihren Rädern zerschnitten wird.
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