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Religion und „Glaubensbekenntnis”
Um
1953/54: „Katholische Ratten, vom Teufel gebacken ...” rufen
einige von uns höhnisch oder mit gehässiger
Inbrunst hinüber zu den Jungen aus der katholischen
Schule, mit denen wir den Schulhof teilen. Auch ich stimme
anfangs einmal mit ein, um die da drüben zu ärgern und zu
verspotten. Mir ist dabei, als hätte unser Rektor,
der sonst so ziemlich alles unerbittlich verfolgt, im Grunde
nichts dagegen.
Über
Jahre hin muß ich sonntags mit meinem Bruder den evangelischen
„Kindergottesdienst” in der uralten Holtener
Kirche besuchen. Die Predigt hält der lange und etwas steife
Pfarrer, der Vater einer Klassenkameradin,
dessen befremdliche <norddeutsche> „s-t”-Aussprache
mich dabei noch am stärksten fasziniert. Die Kirchenlieder
aber singe ich gern mit und werde besonders von ihrer
alten Sprache berührt, in die immer wieder fremde
geheimnisvolle Wörter eingelegt sind.
Viele
biblische Szenen beeindrucken mich so stark wie die Götter- und
Heldenszenen des Trojanischen Krieges
und die wundersamen Erscheinungen in den Märchen. Auch mag ich Jesus
recht gut leiden, den ich vor allem im nächtlichen Garten
Gethsemane bedauere, wo er von allen so verlassen ist.
Während aber die Gestalten der Märchen und Sagen ein
luftiges freies Leben führen dürfen, sollen wir
hier, im Religionsunterricht, an all
das „glauben” und später sogar eine Reihe
von auswendig zu lernenden Glaubenssätzen
„bekennen”. Das kann und will ich nicht. Und finde es
nur verachtenswert, daß die „Ungläubigen”
beschimpft werden und ihnen, zu denen ich mich dann selber
insgeheim bekenne, noch mit der „Hölle”
und „ewiger Verdammnis” gedroht wird.
Als
ungefähr Zehn- und Elfjähriger suche ich über Monate hin das
Jugendheim (des CVJM) auf, um dort Tischtennis und
-fußball zu spielen. Und komme dorthin als 13jähriger
in den „Konfirmationsunterricht”,
der meist von jungen Helferinnen des Pfarrers in
dem kleinen Jugendheim schräg hinter der Kirche
gegeben wird. Monate oder Wochen vor der
Konfirmation erkläre ich meinen
Eltern, daß ich nicht mehr daran teilnehmen und überhaupt
„aus der Kirche austreten” möchte. Sie
erlauben es mir. Danach gehe ich noch ins Sekretariat des
Gymnasiums und lasse mich vom
„Schülergottesdienst” und vom
Religionsunterricht „befreien”.
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