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Die um 1450 erbaute
Holtener Kirche

Oben: Ev. Jugendhaus für den Konfirmationsunterricht, mit der zeittypischen Bauplastik eines Rehrudels (Photo 1989)
Unten: Mit Katze und neuer funktioneller Kunst am Bau (2010)

Quelle: www.rheinruhronline.de/images/holtenneu4.jpg



Religion und „Glaubensbekenntnis”

 


Um 1953/54: „Katholische Ratten, vom Teufel gebacken ...” rufen einige von uns höhnisch oder mit ge­häs­si­ger In­brunst hinüber zu den Jungen aus der ka­tho­lischen Schule, mit denen wir den Schul­hof tei­len. Auch ich stim­me an­fangs ein­mal mit ein, um die da drüben zu ärgern und zu ver­spot­ten. Mir ist da­bei, als hätte unser Rek­tor, der sonst so ziem­lich alles unerbittlich verfolgt, im Grun­de nichts da­ge­gen.


Über Jahre hin muß ich sonntags mit meinem Bruder den evangelischen „Kinder­gottesdienst” in der ur­al­ten Hol­te­ner Kir­che besuchen. Die Predigt hält der lange und etwas steife Pfarrer, der Va­ter einer Klas­sen­ka­me­ra­din, des­sen be­fremdliche <norddeutsche> „s-t”-Aussprache mich dabei noch am stärk­sten fasziniert. Die Kir­chen­lie­der aber sin­ge ich gern mit und werde besonders von ih­rer al­ten Spra­che be­rührt, in die immer wieder frem­de ge­heim­nis­vol­le Wörter eingelegt sind.

 

Viele biblische Szenen beeindrucken mich so stark wie die Götter- und Hel­den­szenen des Tro­ja­ni­schen Krie­ges und die wundersamen Erscheinungen in den Märchen. Auch mag ich Jesus recht gut leiden, den ich vor allem im nächt­li­chen Garten Gethsemane bedauere, wo er von allen so ver­las­sen ist. Wäh­rend aber die Gestalten der Mär­chen und Sa­gen ein luf­tiges freies Leben füh­ren dür­fen, sollen wir hier, im Re­li­gi­ons­un­ter­richt, an all das „glau­ben” und spä­ter so­gar eine Rei­he von aus­wendig zu lernenden Glau­bens­sät­zen „be­kennen”. Das kann und will ich nicht. Und fin­de es nur verachtenswert, daß die „Un­gläu­bi­gen” beschimpft werden und ihnen, zu denen ich mich dann sel­ber ins­ge­heim be­ken­ne, noch mit der „Höl­le” und „ewiger Verdammnis” gedroht wird.


Als ungefähr Zehn- und Elfjähriger suche ich über Monate hin das Jugendheim (des CVJM) auf, um dort Tisch­ten­nis und -fuß­ball zu spielen. Und kom­me dorthin als 13jäh­riger in den „Kon­fir­ma­ti­ons­un­ter­richt”, der meist von jun­gen Hel­fe­rin­nen des Pfarrers in dem kleinen Ju­gend­heim schräg hin­ter der Kirche ge­ge­ben wird. Monate oder Wo­chen vor der Kon­fir­ma­ti­on er­klä­re ich mei­nen El­tern, daß ich nicht mehr dar­an teilnehmen und über­haupt „aus der Kir­che aus­tre­ten” möch­te. Sie er­lau­ben es mir. Danach gehe ich noch ins Sekretariat des Gym­na­si­ums und las­se mich vom „Schü­ler­got­tes­dienst” und vom Re­li­gi­ons­un­terricht „befreien”.


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