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Gymn. Links u. Fotos





Klassen- und auch Spielkameraden 1953-55:
 Klaus Br. und Helmut Pl., Klaus So. und Klaus Kn.



Wie in einen bösen Traum gebannt, sehe ich mich von nun an vor den Mäd­chen, von denen ich einige gut lei­den mag, als den übelsten aller Schurken da­stehen. So be­­schämt bin ich, daß ich es kaum erwarten kann, bald aufs Gym­na­si­um zu kommen, weit weg von hier.


Als ich mit ungefähr 15 Jahren zum ersten Mal wieder mei­­nem ehemali­gen Klassenka­meraden Helmut zu­sam­men­­traf, frag­te ich ihn bald, ob er sich noch an je­nen Zwi­­schen­­fall erinnerte. Er bejahte es, ging aber diskret dar­über hin­weg, so, als hätte es überhaupt nichts zu bedeuten. Nicht von ungefähr wandte ich mich Anfang der 90er Jah­­re zu­erst an ihn, als ich mich für Schicksal und auch Er­­in­­ne­­rungs­potential meiner ehe­mali­gen Kameraden zu in­­ter­­es­sie­ren be­gann. In­zwi­schen fiel ein neues Licht auf je­nen Klas­sen­kame­raden, von dem ich mich verraten fühl­­te: Wie ich um 1990 von ei­nem ehe­ma­li­gen Mitschü­ler er­fuhr, wäre Ulrich später ein bemerkenswert wi­der­spen­st­iger Schü­ler ge­we­sen und hät­te es gar fer­tig­ge­bracht, sich einmal für längere Zeit selber vom Schul­besuch zu be­frei­en. Seit­dem ich dies weiß und sein Ver­hal­ten nicht nur vom Standpunkt des Erwachsenen aus relativieren kann (im Be­wußt­sein etwa, daß er in einer re­li­gi­ös or­tho­do­xen oder sektiererischen Fami­lie aufwuchs), son­dern indem ich ihm er­neut gleichsam auf kind­li­cher Au­gen­­hö­he be­geg­nen und altersgemäß frischen Respekt ent­ge­gen­brin­gen kann, ist er für mich immer wei­ter aus je­nem Schat­ten des De­nun­zi­an­ten getreten. Und wie ich ihn wieder als mei­nes­glei­chen be­trachte und nicht län­ger als eine „dunk­le” Ju­das­fi­gur, so habe ich umgekehrt ein anderes, selbst­kri­ti­sche­res Ge­fühl für meine eigene da­ma­li­ge Rol­le – hat­te ich doch sel­ber beinahe den vorwitzigen Erzähler dieser an­stö­­ßi­­gen Vers­chen denunziert. Meine Verbitterung hat sich auf diese Weise erheblich abgeschwächt. Für unseren Rek­­tor al­ler­dings mag ich an kein billig versöhnliches Wort den­­­ken und will ihm und sei­nesgleichen den dau­ern­den Miß­­­brauch ihrer Macht über uns Kinder nicht nach­se­hen.


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