in sich zusammen. Dabei
meine ich zu spüren, daß es gar nicht um Richtigkeit oder
Falschheit meiner Behauptung geht, sondern
nur noch um meine Unterwerfung. Mein Verschweigen
wird in einem zweiten, für mich kaum abtrennbaren Schritt
vermutlich zur Lüge. Ich entsinne mich nicht mehr,
doch habe ich die Empfindung, in der Einzelbefragung
mit „Nein!” geantwortet zu haben. Und es
entspräche dies auch meiner kindlichen Manier, bei
überraschenden und erst recht bei unberechtigten
Vorwürfen zäh und getreulich an meiner
spontanen ersten Unaufrichtigkeit festzuhalten.
Zur
Existenzproblematik des Osterhasen: Mein Wille zur Desillusionierung
war offenbar eine inzwischen weit fortgeschrittene
Reaktion auf gewisse väterliche
Zauber- und Täuschungsmanöver, besonders zum Osterhasen,
zum Hinstarren zum Photoapparat-Vögelchen und zu dem
Betrugsspiel „Liebe Frau Holle schenk mir was”.
Diesen Enttäuschungen machte ich jetzt heftig
Luft.
Die
Szene ist mir auch deshalb unvergeßlich, weil dieser Versuch, mich
zu einem Geständnis oder Widerruf zu nötigen, ein von mir
schon verworfenes Glaubensbekenntnis betraf und
zudem in der Öffentlichkeit stattfand. Ich habe mich dabei
nicht unterworfen, mich aber auch nicht behauptet. Jahre
später, als es um mein religiöses Bekenntnis ging, beugte
ich mich nicht mehr, sondern sagte mich kurz vor der
Konfirmation in aller Form von meiner evangelischen Konfession
los, indem ich aus der Kirche „austrat”.
*
Manchmal
darf ich das Poesiealbum der einen oder anderen Mitschülerin
einsehen und bestaune die darin eingetragenen
kleinen Spruchdichtungen, bis ich merke, daß sie
durchweg abgeschrieben wurde. Öfter steht der Name
„Goethe” darunter, so wiederholt unter dem Spruch „Edel
sei der Mensch, hilfreich und gut!” Daß sich auch Lehrer
eingestragen haben, ist mir nicht geheuer. Sind sie
mit den Mädchen verwandt oder besser bekannt, als wir anderen
wissen sollen? Überaus hübsch aber der Anblick, wenn beim
Umschlagen einer Seite meines Schulbuchs oder
Schreibheftes unvermutet eines jener Glanzbildchen vor mir
liegt.
Sollte ich sie
eine Zeitlang doch selber gesammelt haben? Oder steckte sie mir
vielleicht ein Mädchen anonym zu?
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