Home
Impressum
Ruth Fleigs Galerie
Schulkinder malen
Kritzel-Kratzel
Horst Fleigs Texte
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
Unterstufe H.F. 1-27
Mittel-u.Oberstufe
Gymn. Links u. Fotos







Etta Zw. im 4. Schuljahr (1954/55)


Ins Poesiealbum unserer Mitschülerin Etta geschrieben


in sich zu­sammen. Dabei mei­ne ich zu spüren, daß es gar nicht um Richtig­keit oder Falschheit mei­ner Be­haup­­tung geht, son­dern nur noch um meine Unterwer­fung. Mein Ver­schwei­­­gen wird in ei­nem zweiten, für mich kaum abtrennbaren Schritt ver­mut­­lich zur Lüge. Ich entsinne mich nicht mehr, doch habe ich die Emp­fin­dung, in der Einzelbefra­gung mit „Nein!” ge­ant­wor­tet zu haben. Und es entspräche dies auch meiner kind­li­chen Ma­nier, bei über­ra­schen­den und erst recht bei un­be­rech­tig­ten Vor­würfen zäh und ge­treu­lich an mei­­ner spon­ta­nen er­sten Un­aufrichtigkeit festzu­halten.

   Zur Existenzproblematik des Osterhasen: Mein Wille zur Desillusionie­rung war of­fenbar eine inzwischen weit fort­ge­schrit­te­ne Re­aktion auf ge­wis­­­se vä­terliche Zauber- und Täuschungsmanö­ver, besonders zum Oster­ha­sen, zum Hin­star­ren zum Photoapparat-Vö­gelchen und zu dem Be­trugs­­spiel „Liebe Frau Holle schenk mir was”. Diesen Ent­täu­schun­gen mach­te ich jetzt heftig Luft.


Die Szene ist mir auch deshalb unvergeßlich, weil dieser Versuch, mich zu ei­nem Geständ­nis oder Widerruf zu nötigen, ein von mir schon ver­wor­fe­nes Glaubensbe­kenntnis betraf und zudem in der Öffentlichkeit stattfand. Ich habe mich da­bei nicht unterworfen, mich aber auch nicht be­hauptet. Jah­­re später, als es um mein religi­öses Bekenntnis ging, beug­te ich mich nicht mehr, son­dern sagte mich kurz vor der Konfirmation in aller Form von meiner evangeli­schen Kon­fes­sion los, in­dem ich aus der Kirche „aus­trat”.


*



Manchmal darf ich das Poesiealbum der einen oder anderen Mit­schül­e­rin einsehen und bestaune die darin ein­ge­tra­ge­nen kleinen Spruch­dich­tun­gen, bis ich merke, daß sie durchweg abgeschrieben wurde.  Öfter steht der Na­me „Goe­the” darunter, so wiederholt unter dem Spruch „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!” Daß sich auch Leh­rer ein­ge­stragen haben, ist mir nicht geheuer. Sind sie mit den Mädchen ver­wandt oder besser bekannt, als wir an­de­ren wis­sen sollen? Über­aus hübsch aber der Anblick, wenn beim Umschlagen einer Seite meines Schul­­buchs oder Schreib­hef­tes unvermutet eines jener Glanzbildchen vor mir liegt.

Sollte ich sie eine Zeitlang doch selber gesammelt haben? Oder steckte sie mir vielleicht ein Mädchen anonym zu?


- 2 -
ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/