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Horst Fleig im 4. Schuljahr (Juli 1954)





Eingangsbereich der evangelischen Schloßschule (1990)
Die 1900 errichtete Schule wurde 1996 abgerissen.

 


Erinnerungen an meine zwei Grundschuljahre in Oberhausen-Holten

Frühjahr 1953 bis Frühjahr 1955


Diese Erinnerungen (16 Seiten) habe ich so weit wie möglich aus der Perspektive und in der Sprache des da­ma­li­gen Kindes beschrieben. Und zwar in dieser Schrift und Größe.

Spätere Ergänzungen und Kommentierungen von mir, dem Erwachsenen, habe ich durch diese kursive Schrift ge­kenn­zeich­net.


Glaubensstreit um die Existenz des „Osterhasen”

 


Nach der katholischen Dorfschule komme ich nun, gegen Ende des 2. Schul­jah­res, am neuen Wohnort in eine evan­ge­li­sche Schule. Meine Klassenlehre­rin, „Fräulein Bender”, ist schon älter, grauhaarig und rundlich wie meine Oma. Sie trägt ei­ne beinahe randlose Brille und entfernt sich nur selten von ihrem Sitzplatz. Sie spricht mit fester und doch freundli­­cher Stim­me und scheint nachsichtig zu sein. Bald je­doch, kurz vor Ostern 1953, widerfährt mir Fol­gen­des bei ihr:

   Ich sitze weit hinten bei der rechten Wand; die Bankreihen scheinen zu mir hin hochzusteigen. Vor­ne links sitzt das Fräulein und spricht mit uns über den „Osterhasen”. Während noch einige Kinder durch­ein­ander reden, rufe ich auf­ge­bracht und auch triumphierend, weil ich es ja besser weiß, da­zwi­schen: „Aber den Osterhasen gibt es doch gar nicht!” Die an­deren reden weiter, scheinen es nicht gehört zu haben. Unsere Lehrerin dagegen dreht sich – nach ei­nem Mo­ment des Zögerns? – zu un­se­rer Reihe hin und fragt scharf und feind­selig: „Wer hat das gerade ge­sagt?” Ich bin über­rascht und schwei­ge. Schon befindet sie sich drunten vor meiner Reihe und fragt sich von Bank zu Bank zu mir hin durch ... Sie droht noch, die ganze Bankreihe zu bestrafen, wenn sich der Betreffende nicht mel­det. Ich kann es jetzt aber nicht mehr ge­stehen. Noch Tage oder Wo­chen danach habe ich ein schlech­­tes Ge­wis­sen.

Ein wechselseitiger Vertrauensbruch. Zunächst greift die liberale Lehrerin zu autori­tären Mitteln, zu Ver­hör- und Er­pres­ser­me­tho­den, als sie ihr Un­ter­richtsziel oder vielmehr das ihren Schülern unterstellte Har­mo­nie­be­dürf­nis ge­fähr­det sieht. Meine heftige, aus Herzen und Einsicht kommende Inter­vention bricht vor dieser unerwarte­ten Aggression so­fort 


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