Quellen: www.panoramio.com/user/210209?with_photo_id=1689887
upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5a/Church_of_Santa_Mar%C3%ADa_la_Mayor,_Ronda.JPG
wandten
die spanischen (Klein-)Kinder in unserer
Nähe wohl kaum einmal den Blick von dem blutigen Spektakel
ab; nur eine junge Engländerin neben uns begann
jetzt nach dem ersten Todesstoß leise vor sich
hin zu weinen. Ruth und ich verließen schon beim Verenden
des zweiten von sechs Stieren die Arena; er spuckte
literweise Blut, da der Degen nur bis zur Hälfte, schief und
wackelnd, im bedauernswerten Tier
steckengeblieben war – ein von den
Aficionados im weiten Rund stöhnend
beklagter Kunstfehler. Bei beiden
Veranstaltungen übrigens wurde ein Matador
auf die Hörner genommen und trank vor der
Wiederaufnahme des Kampfes erst einmal ein Glas
Wasser, ein probates Beruhigungsmittel.
Zuletzt
durchstreifen wir noch diesen „Neustadt”-Bezirk
von Ronda, der Namen und Existenz dem Bau der stadterweiternden
„Puente Nuevo” verdankt. Beinahe jedes zweite Haus
ist mit wuchtigen schmiedeeisernen Ziergittern
(Rejas)
für Fenster, Erker oder Tor gerüstet. Molly
Bloom hat
dies gegen Ende ihres inneren Einschlafmonologs in Erinnerung an
Gibraltar und Andalusien gehörig erotisiert („ … und
Ronda mit
den alten Fenstern der posadas hinterm Gitter zweier
Augen Glanz für ihren Liebhaber dass er das Eisen küsst”),
während Eugenio
d'Ors die
Häuser anthropomorph deutete, die Fenstergitter
im Erdgeschoss als Bauch und im oberen Stockwerk
als
sich wölbende Stirn: „Von
einer bis zur anderen Seite der Straße könnte
man denken, dass die Häuser sich nähern, um sich ein böses
Geheimnis über die dort spazierenden Fußgänger
mitzuteilen.”
Gewiß
sollten
diese Ziergitter auch Einbrecher fernhalten, zumal Ronda
bis zu Beginn des 20. Jh. eine Hochburg der räuberischen
Bandoleros war (in der Altstadt gibt es ein
Bandolero-Museum).
Abends
sitzen wir noch beim Wein auf unserem kleinen
Hotelbalkon, derweil unter uns die Leute auf dem
Felsplateau gleich neben der Tajo-Schlucht
dahinflanieren.
Mo. 18.9.06.:
Am
Morgen besuchen wir auch die Altstadt (La Ciudad) jenseits des Puente
Nuevo. Auch hier prangen die Häuser mit diesen an
Rondas maurische Vergangenheit erinnernden
Ziergittern.
Unerwartet und in den Reiseführern nicht gebührend
gewürdigt, öffnet sich dann eine Gasse für eine großzügig
angelegte Plaza, in der neben einer hübschen
Parkanlage Rondas Kathedrale
und Rathaus
liegen.
Die Kathedrale, eine umgebaute Moschee, hat als Vorbau
eine Loggia mit holzverkleideten Logen
erhalten, auf denen die Amts- und Würdentrager bei Festen und
Proklamationen Platz nahmen. Der
Glockenturm von Santa Maria la Mayor war früher
das Minarett, und auch das Kircheninnere weist noch Reste der
muslimischen Gebetsnische (Mihrad) auf.
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