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Beim
Verlassen der Fähre empfängt uns eine neue Reisebegleiterin, stellt
im Bus das Tagesprogramm vor und skizziert zuletzt die
wirtschaftliche und soziale Entwicklung von
Hongkong. Die Schwerindustrie sei völlig zugunsten der
Finanzwirtschaft und des Handels mit all seinen Dienstleistungen
verdrängt worden, selbst die noch vor Jahrzehnten
weltweit so erfolgreiche Leichtindustrie für Spielzeug,
Textilien oder Uhren habe sich kaum behaupten können und sei wegen
der dortigen niedrigen Arbeitslöhne in die
Volksrepublik China ausgelagert worden. Sie deutet auch die krasse
soziale Ungleichheit an, die Hongkongs
hyperkapitalistische
Ausrichtung mit sich brachte. Über 20
Prozent der Bevölkerung sollen US-Dollar-Millionäre sein - die
Angaben schwanken zwischen 100.000 bis über eine halbe
Millionen Millionäre! -, während 30 Prozent in
Sozialwohnungen untergebracht sind. Wer wegen fehlender
Aufenthaltsgenehmigung keine
Sozialwohnung beziehen darf, so lese ich später, muß sich
in einer der illegalen "Rooftop-Communities"
auf Hausdächern einrichten oder haust wie über eine
Millionen "Cage
People" in abschließbaren Boxen aus
Metall oder in sargähnlichen Holzverschlägen
("Coffin
Homes"), die in der Regel zwei Meter
lang und 70 cm breit sind. Die Mietkosten pro qm sind für
diese Unterkünfte oft höher als für solche
Luxuswohnungen, wie wir sie wenig später an der Repulse Bay zu
Gesicht bekommen. Die durchschnittliche Monatsmiete
für ein 100-qm-Appartement belief sich in Hongkong 2011/12 auf
rund 7000 € (ein deutscher Immobilienmakler bot 2013
Luxusappartements an der Repulse Bay zu
Monatsmieten zwischen 10.000 und 57.000 € an), und der
Durchschnittspreis für den Kauf einer Wohnung betrug 2013
83.000 EURO pro
qm. - Über Hongkongs Elendsbehausungen informiert
diese Photodokumentation
aus dem Jahre 2013.
Gewiß,
Hongkongs Wohnungsmisere hat eine lange Vorgeschichte, wiederholt
nahm die Kolonie große Flüchtlingsströme
auf, so nach Gründung der Volksrepublik China 1949,
dann während des Vietnamkriegs und zuletzt im Zusammenhang mit der
zeitlichen Verlängerung der kompletten Rückgabe an China. Aber erst
seitdem, mit der auf weitere 50 Jahre garantierten Beibehaltung
des "westlichen" System scheint dessen handels- und
finanzkapitalistische Sparte
sich zu einem derart menschenfeindlichen
Sonderwirtschaftssystem entwickelt zu haben, gewissermaßen selber in
seinen letzten Atemzügen liegend.
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