Quellen
für die oberen Photos rechts:
http://blogger.chinaseite.de/wp-content/uploads/2008/10/622512042_410b3aa240.jpg www.travelblog.org/Asia/China/blog-512143.html
Es
verbleiben uns nach dem Besuch der Großen Moschee noch gut zwei
Stunden bis zur Weiterreise nach Hangzhou. Wir beiden sehen uns
so lange näher in der Altstadt von Xian um. Unweit des
ehrwürdigen, aus dem 14. Jh. stammenden Trommelturms
photographiere ich die Delegation einer
chinesischen Außenhandelsgesellschaft
(s. S. 47), die sich vor ihrem Büro in militärischer Disziplin
versammelt hat und erst nach einer Viertelstunde das
Zeichen zum Aufbruch erhalten wird.
Dort
schieße ich auch das Photo mit der "Schnellfeuerhose"
für Babys, die im Schritt einen
sehr breiten Spalt vom Rücken bis zum Bauch hat. Sie ist nicht
allein zur Windelersparnis gebräuchlich, sondern
auch aus hygienischen Gründen und soll zugleich das Wohlbefinden
des Babys befördern. Nur für den Nachtschlaf pflegt man die
Kleinen zu windeln, tagsüber lernen sie - mithilfe kleiner
Belohnungen - auf die Regungen in ihrem Unterleib zu
achten und dürfen sich zudem der stetigen
Aufmerksamkeit ihres jeweiligen Betreuers
sicher sein. Die Kinder sollen sich übrigens nicht häufiger
als Windelbabys erkälten; und werden auf diese Weise
vermutlich abgehärtet für den Gebrauch
der meist offenen chinesischen Hocktoiletten, die immer noch weit
verbreitet sind. In so tadellosem Zustand wie auf dem Photo
zeigen sie sich leider kaum einmal, und selbst wenn, ist es nach
Bekundungen von Besuchern nicht nur aus dem
Westen eine durchweg peinliche Angelegenheit.
In gelindem Maße mache ich diese Erfahrung zum Abschluß
unseres heutigen Stadtgangs, nachdem
wir beiden uns in einem der raren chinesischen
Cafés mit Kuchenangeboten niederließen.
Wider Erwarten hat dieses Café kein
eigenes WC, so daß ich eine öffentliche Anstalt an der
nächsten Straßenecke aufsuchen muß. Ein Graus!
Im Rücken der am Urinoir stehenden Männer
sitzen andere, die dort, ohne Tür und nennenswerten
Sichtschutz, ihr Geschäft nebeneinander
verrichten. Sie werden von einigen Wartenden
beäugt oder auch schon visuell bedrängt und können
nur auf jene zurückstarren.
Die kollektive
Hocktoilette ist ein Relikt der traditionellen Hutong-Wohnanlage,
in der man sich mit den Nachbarn auch die Toilette teilte.
Unsere Reiseführer hatten es im Übrigen immer hinbekommen,
unsere 27-köpfige Gruppe rechtzeitig in die
Nähe eines relativ zumutbaren (Sitz-)WC zu bringen.
In China wird ein WC euphemistisch als "Halle der
Inneren Harmonie" oder kurz "Harmonie"
bezeichnet; trotz
deutlicher Bemühungen seit der Olympiade 2008 ist auch ihr Zustand
gleichwohl oft problematisch bis
abstoßend. Wer wieder heraustritt, schüttelt meist
die Hände, da es weder Händetrockner noch Papier gab;
mitunter muß man auch die Schuhe reinigen (die
man vor dem Rückflug am besten wegwirft). Es gibt freilich luxuriöse
Ausnahmen, so wurde unsere Reisegruppe bei der Fahrt
nach Guilin bei einem 5-Sterne-Hotel
vorbeigebracht, dessen WC ebenfalls die höchste
Stern-Kategorie verdiente. Makellos auch die
Toiletten des neuen Flughafens von Hongkong
oder die ornamentverzierten des
Shanghai-Museums; doch dann müssen wir uns wieder
daran erinnern, wie eine Europäerin
entgeistert und mit bleichem Gesicht aus der
Toilette des Fernzuges von Luoyang nach
Xian trat.
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