Quelle: www.museenkoeln.de/homepage/bild-der-woche.asp?bdw=2000_40
Weit weniger
Beachtung unter den Besuchern findet die oben abgebildete andere
Kostbarkeit, ein schon 1968 in einem Felsengrab bei Mancheng
aufgefundenes Leichengewand. Es besteht aus annähernd
2500 rechteckigen, dreieckigen und trapezförmigen
Jadeplättchen, die durch Golddraht miteinander verbunden sind.
Obgleich der Fundort weit entfernt von Xian liegt, läßt sich
das Totengewand doch thematisch - chinesischer
Totenkult - und auch zeitlich gut zu den anderen Objekten
des Mausoleums stellen. Der Träger dieses Gewandes
war nämlich ein Prinz aus der frühen Westlichen
Han-Dynastie, der direkten Nachfolge-Dynastie des Ersten
Kaisers und wurde ein Jahrhundert nach Qin Shi Huang
beigesetzt. Auch die Grabbeigaben dieses Prinzen Liu Sheng
bezeugen den Glauben an eine Weiterexistenz nach dem
Tod, so ist er mit allen Utensilien versehen,
die ihn zum Gastgeber eines fürstlichen Banketts machen und enthält
seine Grabanlage ebenfalls mehrere
Streitwagen.
Eine so aufwendige
Totenkleidung aus Jade war nur in der Han-Zeit üblich und allein der
kaiserlichen Familie und anderen Angehörige des
Hochadels vorbehalten. Jade galt schon seit
langem als magisches Mittel gegen den Verwesungsprozeß und darüber
hinaus als Garant der Unsterblichkeit. Man begnügte
sich aber oft damit, alle Körperöffnungen des Toten
durch Jadeplättchen zu verschließen. Diese Praxis geht auf den
altchinesischen Glauben an die beiden Seelen des
Menschen zurück: Die eine ("po") entweicht
nach dem Tod ins Jenseits - das Jadegewand hat
dafür eine eigene Öffnung im Kopfbereich -, die andere
Seele ("hun") verbleibt im Körper des
Verstorbenen und läßt sich durch ein solches
Gewand besser schützen. - Die modischen Ausprägungen der
chinesischen Jadekultur wird unsere
Reisegruppe morgen beim Besuch einer
Verkaufsausstellung näher kennenlernen.
*
Chinas Erster
Kaiser Qin Shi Huang soll bis zu seinem Tode davon besessen gewesen
sein, höchstpersönlich ein sicheres Mittel für die
Unsterblichkeit zu entdecken. Er glaubte es auf den
legendären "Inseln der Unsterblichkeit" im Gelben Meer zu
finden, zu der hin er eine - verschollen gebliebene - Expedition
entsandte. Man vermutet, daß es ihm weniger um einen
Beweis für das Fortleben nach dem Tode ging, als vielmehr um
eine persönliche Einflußnahme auf eine solche
Weiterexistenz. Sein Mausoleum mit der
gen Osten gerichteten Aufstellung der
Terrakotta-Armee bezeugt ja seine extreme Furcht
vor Rache oder Vergeltung im Jenseits. Zu Lebzeiten
jedenfalls hatte sich der Herrscher so verhaßt
gemacht, daß mehrere Attentate auf ihn ausgeführt wurden.
Der oben abgebildete Anschlag stellt den ersten Versuch
dar, den der Kronprinz des rivalisierenden nordöstlichen
Staates Yan in Auftrag gegeben hatte. Mit der Behauptung, dem König
von Qin den Kopf eines feindlichen Generals
und zudem die Karte von Yan zu präsentieren, erhielt der
Attentäter eine Audienz. Einen Kopf ließ er vorzeigen,
zog dann jedoch aus der Landkarte einen
vergifteten Dolch. Er warf ihn nach dem fliehenden
Herrscher, traf jedoch nur eine Säule und wurde
hingerichtet. Der Herrscher des Königreiches
Yan ließ zwar jenen Kronprinzen enthaupten, konnte
den Qin-König dadurch aber nicht besänftigen, der denn Jahre später
auch dieses Königreich eroberte.