Am
Morgen wird unsere Reisegruppe zu den nördlich und östlich der
kaiserlichen Gartenanlagen gelegenen "Acht Äußeren Klöster"
gefahren. Zwei davon besichtigen wir, zuerst den Putuo
Zongsheng oder "Kleinen
Potala-Tempel",
der nach dem Vorbild des Potala-Palastes in Lhasa im
Maßstab 1:2 erbaut wurde und gleich ihm von einem Weißen
und einem Roten Palast gekrönt wird. Die Anlage wurde
in vier Jahren zum 60. Geburtstag (1771) des
Qianlong-Kaiser erstellt und war als Kloster für Mönche
des tibetischen Buddhismus sowie als Besuchsresidenz
des Dalai Lama bestimmt. Wie die Mongolen neigten auch die Mandschu
dem (Mahayana-)Buddhismus zu, dessen
geistliche Führer sich ihrerseits der Schutzhoheit der
Mongolen-Khans und dann der Qing-Kaiser
unterstellten.
Mit den über 50
unterhalb des Hauptpalastes wie hingestreuten Gebäuden scheint die
Anlage keine Zentralachse zu haben, doch läßt sich schon
beim Aufstieg vom Äußeren Tor bis hin zum Innentor sehr wohl eine
auf den Hauptpalast zuführende Ausrichtung
bemerken. Zunächst wird der Besucher auf den Stelenpavillon
hingeführt, dessen Eingangstor zu beiden Seiten
mit dem achtspeichigen Rad der Lehre
(Dharmachakra) geschmückt ist. Die im Pavillon
aufgestellten drei hohen Steinstelen verzeichnen in
Mandschu, Chinesisch, Tibetisch und
Mongolisch die vom Qianlong-Kaiser formulierte
Gründungsinschrift des Palastes. Und
erinnern im Besonderen an das den Kaiser
offenbar bewegende Schicksal der westmongolischen Torguten. Diese
hatten sich 1630 an der unteren Wolga angesiedelt
und waren nach Konflikten mit der zaristischen Verwaltung
unter großen Entbehrungen 1771 zu ihren
alten Weidegründen im kaiserlichen China zurückgekehrt.
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