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Das Sterkrader Hallenbad um 1958

 

 

 

 

 
 

 


Das Bad um 2013 (mit altem Vergleichsfoto); rechts oben der Zugang zur Röhrenrutsche und außen ein mir noch vertrautes archiktektonisches Detail.

Quellen: Postkarte (www.perl-online.com/blog/?attachment_id=23195)   https://de-livepages.strato.com/mediapool/61/618782/resources/big_50052459_0_953-385.jpg   https://s3-media1.fl.yelpcdn.com/bphoto/6txW5-ayw6Ni1HZeQgUTBA/o.jpg

 

Schwimmen kann ich wohl erst gegen Ende der Quinta, 1956/57. Im Sommer 1956 nämlich mache ich während meines Ferienaufenthaltes in Freiburg etliche vergebliche Versuche: Von meinem Liegeplatz im Freibad aus be­ge­be ich ein andermal zum Nichtschwimmerteil des Schwimmbeckens, führe erneut peinlich korrekt die Brustschwimmbewegungen aus, sinke aber nach zwei, drei Sekunden wieder ab. Es scheint an meinen Bein­be­we­gun­gen zu liegen.

   Der Schwimmunterricht in der Unterstufe findet in dem neuen Sterkrader Hallenbad statt. Meine wichtigsten Fortschritte kann ich noch über einige Erinnerungsszenen verfolgen. In der ersten Zeit halte mich unter der Obhut von „Leo” Leuschner mit unseren wenigen Nichtschwimmern in dem flachen „Spielbecken” auf. Dann fühle ich mich schon im danebenliegenden großen Becken für „Schwimmer” in Griffweite der inneren Randleiste auf- und niederhüpfen, im Hintergrund die riesige Fensterfront der Schwimmhalle. In einer weiteren Szene steige ich auf dem rechten Eisentreppchen dieses flacheren Beckenteils hinunter ins Wasser. Die erhabene Empfindung, als ich mich sekundenlang über Wasser halten kann, stellt sich nur noch schwach bei mir ein und hat sich womöglich mit dem verwandten Triumphgefühl vermischt, als ich mich zum ersten Mal eine kurze Strecke auf dem Fahr­rad halten konnte.

   Zu einem deutlich späteren Zeitpunkt bemühe ich mich, das Becken in seiner Breite zu durchschwimmen, während die meisten dies schon der Länge nach können. Und springe nun schon vom elastischen „1-Meter-Brett” ins Was­ser, mache auch Kopfsprünge, die mir aber längst nicht so gut wie die flachen Sprünge vom Beckenrand aus gelingen. Das „Drei-Meter-Brett” meide ich lange Zeit; zuletzt springe ich auch von ihm hinunter, doch nur senkrecht, die Ar­me eng an den Körper gepresst, um den sonst unangenehmen Aufprall aufs Wasser zu vermeiden. Ein Schreckensbild ist mir der „Bauchklatscher”, der gelegentlich bei anderen zu sehen ist.

 

Nach dem Schwimmunterricht schleichen wir uns manchmal in einen „für Unbefugte verbotenen” Gang, der auf ein dickglasiges Fenster zuführt, das die im Becken vorbeischwimmenden Personen unter der Was­ser­ober­flä­che zeigt. Wie uns wohl allen bewusst ist, gehört sich das eigentlich nicht, und so gehen wir nach einigen Minuten lieber wieder zurück in die Eingangshalle des Bades. Hier wartet in einer Ecke eine kleine „Milch­bar” auf uns und erlerne ich bald in kleiner Schülerrunde das Skatspiel.

Das Hallenbad pflegt mir bis heute in den Sinn zu kommen, wenn von irgendwelchen entlegenen Schwimmwettkämpfen die Rede ist. Dabei blicke ich schräg über das große Becken nach links hin zum Nicht­schwim­mer­be­cken, als müsste dort die Entscheidung fallen!

   Nach etlichen Sanierungen und Umbauten ist das im Frühjahr 1955 eingeweihte Hallenbad immer noch in Betrieb. Die „Milchbar” und die Ladenlokale sind verschwunden, hinzugekommen sind ein Tauchsport-Café und eine Black-Hole-Wasserrutsche.

 

Anfangs scheint uns noch ein Sportlehrer auf dem langen Weg zum Hallenbad und wieder zurück zu begleiten. Als dann der Unterricht auf den späten Nachmittag gelegt wird, fahre ich zunächst zum Mittagessen mit dem Fahr­rad nach Hause Auf dem Rückweg vom Schwimmunterricht durchstreife ich noch manchmal mit Klassenkameraden die Sterkrader Innenstadt oder begleite sie nach Hause. Einen Mitschüler habe ich soeben auf meinen Ge­päck­trä­ger genommen, als ungefähr 100 Meter vom Schwimmbad entfernt eine Verkehrskontrolle zu sehen ist. Auf der Stelle mache ich kehrt und fahre in die erste Querstraße nach links, wo wir uns nach wenigen Metern wie­der­um links hinter einem Zaun oder Einfahrtstor verstecken. Und tatsächlich sind die Polizisten bald da; beklommen – und dann mit höher schlagendem Herzen? – verfolge ich, wie sie in ihrem VW langsam an uns vor­bei­fah­ren, doch bald danach offenbar halten und zurückkommen. Sie entdecken uns. Ich weiß nicht mehr, ob ich meinen Eltern einen Strafbefehl über eine Geldbuße vorlegen muss oder – zusätzlich? – an einer ver­kehrs­er­zie­he­ri­schen Übung mit dem Fahrrad teilzunehmen habe.

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