Quelle: www.ngw.nl/int/dld/w/walsum.htm
Zusammen
mit vielen anderen Schulkindern besuche ich eine
Theateraufführung in einer großen
Gastwirtschaft. Im Saal herrscht zunächst große Unruhe;
ich sitze ziemlich weit hinten, etwas rechts von der Bühne.
Und schon spielen dort, in einer Wohnung mit einem
Tisch, ein Mann und seine Frau. Dreimal dürfen sie sich etwas
wünschen, verzanken sich aber und machen jedesmal
einen Fehler. Einmal ist sogar eine Wurst an die Nase der
Frau(?) gezaubert.
Es war dies
eine Bühnenfassung von J. P. Hebels Erzählung ‚Drei Wünsche’
(„‚Wenn dir doch nur die Wurst an der Nase angewachsen
wäre’, sprach er ...”). Wie mir Mitte der 90er Jahre der
ehemalige Rektor Bernhard Lemkamp erklärte, pflegte er in
jenem Lokal die Generalprobe seines
Liebhabertheaters vor den versammelten Schulklassen
abzuhalten.
In
meinem räumlichen Erinnerungsbild sehe ich die kleine erhöhte
Bühne ein wenig schräg von rechts her, aus einer Entfernung
von vielleicht 10 bis 15 Metern. Sodann aber habe ich die
Stube des Ehepaars als szenisches Nahbild vor Augen,
so, als befände ich mich beinahe selbst darin.
Diese
illusionäre Nähe eines kleinen Zuschauers, der die Distanz zum
Dargestellten verloren hat, erlebte
ich Jahre später noch einmal in ,Peterchens Mondfahrt’.
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