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Odysseus, den Sirenen lauschend

Blendung des Polyphem


Diese Lieblingsfilme meiner späten Kindheit behandeln also nicht beliebige Ra­che­handlungen, sondern kreisen the­ma­tisch um ei­ne bedrohte, verra­tene oder sonstwie vernichtete Liebe. Für Uncas ist dieses Doppelmotiv noch auf­ge­spal­ten in die un­mög­li­che, von ihm zu unterdrückende Bezie­hung zu Cora sowie in Chin­gachgooks Rache für sei­nen Un­tergang oder Lie­bestod. Die ero­ti­sche Grundie­rung auch von Dantès’ Rache ist unver­kennbar, doch längst nicht so subtil wie die von Athos, der, um die Treu­lo­­sig­keit seiner Frau zu bestrafen, sich ihrer wei­teren Ver­bre­chen be­dient, die auch in den Augen der ande­ren keine Ver­zei­hung mehr erlauben. Die entsprechende Les­art für Odys­seus nun wäre die archetypi­sche Angst vor dem immer dro­henden Ver­lust der Gelieb­ten an mü­ßig­ge­hen­de „Frei­er” – zu bannen nur durch ein ebenso starkes hohes Gegenbild, wie es die Pe­ne­­lope des nach­fol­gen­den Films ist.

 

 

Von dem Farbfilm DIE FAHRTEN DES ODYSSEUS’, den ich um 1955 als un­ge­fähr Zehn­jähriger sehe, werde ich doch ge­wal­tig aufgewühlt, obgleich ich Odysseus’ Geschichte schon längst kenne. Wunderschön die blas­se, im Profil so feine Pene­lo­pe (Silvana Mangano), die unter Tränen tapfer und klug warten kann. Denke ich an Odysseus (Kirk Douglas), sehe ich ihn zunächst angebun­den am Schiffs­mast dastehen, bis die Si­re­nen un­deut­lich links(?) im Hinter­grund erscheinen. Gräß­lich, wie der einäugige Polyphem sich einen der Ge­fähr­ten des Odys­seus greift und ihn auffrißt – stopft er ihn sich nicht ins Maul? Singend zerstampfen die in der Höh­le Ge­fan­genen für ihn die Trauben. Odys­seus spricht den Riesen, gesehen aus des­­sen Per­spek­ti­ve, ge­bückt und bemüht demütig an. Der Pfahl wird zu seiner Blendung ange­glüht; brüllend läuft dann der aus dem Auge blu­tende(?) Polyphem umher, tastet die Ecken der Höhle ab und zuletzt auch die Scha­fe, un­ter de­nen die Männer angeklam­mert hängen. Von oben her wirft er einen Fels­brocken auf das Schiff, hoch spritzt die See. Als das Schiff im to­senden Meer zu kentern droht, ist inmitten der Panik unter auf­zu­cken­den


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