Home
Impressum
RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
VI Germanistica



Mein ehemaliger Klassenlehrers unterrichtete auch als Lehrbeauftragter an der UNI Bochum
(Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 1967)

Laut Personalakte wurde Herr Siebert im Juni 1943 Studienassessor an der Goetheschule in Dessau und dann zum Wehrdienst eingezogen. 1943 promovierte er noch über ‚Die fremdsprachlichen Ausdrücke im Werke Victor Hugos’ .
Vgl. diese Links zur Aktenquelle und zur Dissertation von Herrn Siebert.


Als Dr. Siebert Jahre später einmal als Vertretungslehrer in Erdkunde ein­springt, er­staunt er mich durch offenbar im­pro­vi­sier­te Fragen und Be­mer­kun­gen, die auf die Grundlagen dieses Faches ab­zie­len und von ande­ren Erd­kun­de­leh­rern so noch nie zu hören waren.

In seinen letzten Jahren soll er an einer Hochschule unterrichtet haben. Viel­leicht fühlte er sich dort eher an seinem Platz als bei uns Kna­ben. Für den ei­nen oder anderen von uns aber war seine gei­sti­ge Erscheinung wirklich un­schätzbar und dürfte mir erste Impulse zu mei­nem Phi­lo­so­phie­stu­di­um gegeben haben.


Obgleich sein Unterricht hochinteressant sein kann, finde ich mich bei Herrn Siebert und überhaupt auf diesem Gymnasium nach einiger Zeit bei den schlechteren Schü­lern wieder. Ich begreife dies nicht recht, bemerke nur, daß ich mich oft nicht richtig oder überhaupt nicht vor­be­rei­ten konn­te. So bekommen wir im Fach Deutsch bald als Hausaufgabe auf, uns „Fahr­kraft Nr. xx” an­zu­schau­en. Ich ver­stehe nicht, was dies soll und ver­wun­de­re mich etliche Male über be­stimm­te grammatische Fragen und Prü­fungen. Bis ich darauf komme, daß die­ses von dem Stu­­di­­en­rat un­deut­lich aus­ge­spro­che­ne Wort „Paragraph” heißt und sich auf ein Übungsbuch be­zieht, das ich mir noch nicht näher an­ge­schaut oder gar noch nicht angeschafft habe.

   Im 1. Halbjahreszeugnis habe ich lediglich in Deutsch die Note „gut” und in Lateinisch so­wie in Mathematik und Bi­o­lo­gie „mangelhaft”: „Die Ver­setzung ist ge­fähr­det”, ist im Herbst­zeug­nis zu lesen; und in dem von 1957 gar „sehr gefähr­det”, so daß ich denn zu Ostern 1958 tat­säch­lich die Quarta wiederholen muß.


Wie mir in später Jugend mein philosophischer Weggenosse Heinz-Jürgen Maas erzählte, hätte ihm sein einstiger Nach­hil­fe­leh­rer Dr. Sie­bert erklärt, daß ich als Quar­ta­ner in meiner Ent­wick­lung ein­fach noch nicht so weit gewesen wäre. An meiner retardierten Entwicklung, die ich in phy­sisch-kör­per­li­cher Hin­sicht im­mer wieder selbst re­gistrierte, kann es allein nicht gelegen haben. Hin­zu trat zu­nächst ei­ne ge­wis­se men­ta­le Blo­cka­de, die ich dem el­ter­li­chen Er­zie­hungsstil verdankte und die just in den für mei­ne Ver­set­zung kritischen Jahren, von 1956 bis '58, durch das pa­ra­mi­li­tä­ri­sche und mich ganz in Be­schlag nehmende Le­ben bei den Pfadfin­dern verstärkt wurde.

   Sodann fehlten mir einfachste (arbeits­technische) Vor­aussetzungen wie die Kennt­nis des Wortes „Pa­ra­graph”; offenbar wur­den wir von un­se­rem Grund­schulrektor, der uns so gern zu allen mög­li­chen Gelegen­heiten freigab, in mancher Hinsicht schlecht vorbereitet. Zudem er­fuhr ich erst Jah­re spä­ter, daß diese von mir als Paukanstalt empfundene Schule von ihren Leh­rern als Eli­te­gym­na­sium verstanden wur­de, we­gen ih­rer ri­go­rosen Aus­musterung und extrem hoher „Sit­zen­blei­ber”-Quo­ten weit und breit ge­fürchtet war, so daß auch die besten Schü­ler re­gel­mä­ßig Hil­fe im El­tern­­haus oder an­derswo be­ka­men. Ich da­ge­gen erledigte meine Hausauf­gaben jahrelang über­­wie­gend in den Un­ter­richts­pau­sen, durch hastiges „Ab­pin­nen”! Aus­schlag­ge­bend aber war gewiß mei­ne innere Ablehnung dieser Unter­richtsform.


- 7 -

ZurückWeiter
Top
http://www.fleig-fleig.de/