So
bin ich wirklich erleichtert, dank der geistesgegenwärtigen
Verhandlung mit „Charly” nicht in die Mündliche
Mathematikprüfung zu müssen, zu
unheimlich sind mir doch die in den Jahren
entstandenen Wissenslücken. Geprüft werde ich dafür in den
Fächern Deutsch und Französisch, weil ich beidemal mit
der schriftlichen Arbeit nicht zum vorskizzierten Ende kam. Lag es
dort in der Sache, so hier an der Person unseres
Französischlehrers.
Als Studienassessor
kommt Her S. schon in der (späten?) Mittelstufe zu
uns und unterrichtet uns zuerst in Englisch. Schier endlos ist
unsere Lektüre einer Erzählung namens ‚Jeremy’,
und ähnlich ergeht es uns mit Oscar Wildes ‚The Canterville
Ghost’. In seinem Eifer, sich ein elitäres Profil zu
geben, ironisiert er die sportlichen Erfolge unseres
Mitschülers Heribert mit dem Hinweis auf dessen
Schwäche in anderen Fächern oder lädt nur die
Klassenbesten zu sich nach Hause ein. Bis zuletzt kann
er sich nicht von seiner Nervosität und
Besorgnis lösen und deutet öfter an, daß wir im
Französischen fürs Abitur immer noch nicht firm
genug seien. Dabei gibt er sich Mühe und scheint
immer gut vorbereitet zu sein, läßt uns aber noch in der
Oberprima in merkwürdiger Ängstlichkeit
die Texte bis zum Überdruß durchkäuen und von Zeit
zu Zeit auch längst schon erledigte grammatische
Fragen wiederholen.
Als es
endlich so weit ist, im Schriftlichen Abitur, haben wir wirklich
mit einem ungewöhnlich schwierigen Nacherzählungstext
fertig zu werden. Schwierig aber eigentlich nur
deshalb, weil er es jetzt nicht über sich bringt, wie bislang üblich
und auch für die Schriftliche Englischprüfung
praktiziert, die uns unbekannten Vokabeln
komplett an die Tafel zu schreiben und zu erläutern. Als
ich dies bei der Verlesung der Nacherzählung
bemerke, bin ich darüber so aufgebracht, daß
ich streckenweise nicht mehr konzentriert zuzuhören
vermag und mir statt dessen Gedanken über diesen Hochmut
oder diese Beflissenheit auf unsere Kosten
mache. Mein Klassenkamerad Klaus fragt mich
nachher, warum ich so merkwürdig abwesend aus dem Fenster
gestarrt hätte. – In der mündliche Prüfung
bekomme ich einen Passus aus Zolas ‚Germinal’
vorgesetzt. Es ist dann unser
Englischlehrer Dr. B., der seinem mich immer weiter
examinierenden Kollegen zu verstehen geben muß,
daß es nun genug sei.
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