Quelle: Postkarte (www.perl-online.com/blog/?attachment_id=23195)
Schwimmen
kann ich wohl erst gegen Ende der Quinta. Im Sommer 1956 nämlich
mache ich während meines Ferienaufenthaltes
in Freiburg etliche vergebliche Versuche: Von meinem
Liegeplatz im Freibad aus begebe ich wieder
einmal zum Nichtschwimmerteil des
Schwimmbeckens, führe erneut peinlich korrekt die
Brustschwimmbewegungen aus, sinke aber
nach zwei, drei Sekunden wieder ab. Es scheint an meinen
Beinbewegungen zu liegen.
Der
Schwimmunterricht in der Unterstufe findet in dem neuen
Hallenbad statt.
Meine wichtigsten Fortschritte kann ich noch über einige
Erinnerungsszenen verfolgen. In der
ersten Zeit halte mich unter der Obhut von „Leo” mit unseren
wenigen Nichtschwimmern in dem flachen
„Spielbecken” auf. Dann fühle ich mich schon im
danebenliegenden großen Becken für
„Schwimmer” in Griffweite der inneren Randleiste
auf- und niederhüpfen, im Hintergrund die riesige
Fensterfront der Schwimmhalle. In einer
weiteren Szene steige ich auf dem rechten Eisentreppchen
dieses flacheren Beckenteils hinunter ins Wasser.
Die erhabene Empfindung, als ich mich sekundenlang
über Wasser halten kann, stellt sich nur noch schwach bei
mir ein und hat sich womöglich mit dem verwandten
Triumphgefühl
vermischt, als ich mich zum erstenmal eine kurze
Strecke auf dem Fahrrad halten kann. Zu einem
deutlich späteren Zeitpunkt bemühe ich mich, das Becken
in seiner Breite zu durchschwimmen, während
die meisten dies schon der Länge nach können. Und nun springe
ich schon vom elastischen „1-Meter-Brett” ins
Wasser, mache auch Kopfsprünge, die mir aber längst
nicht so gut wie die flachen Sprünge vom Beckenrand
aus gelingen. Das „Drei-Meter-Brett” meide ich
lange Zeit; zuletzt springe ich auch von ihm hinunter, doch
nur senkrecht, die Arme eng an den Körper gepreßt,
um den sonst unangenehmen Aufprall aufs
Wasser zu vermeiden. Ein Schreckensbild ist mir der
„Bauchklatscher”, der gelegentlich bei
anderen zu sehen ist.
- 17 -