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Sterkrader Kollegium 2005 („Tempora mutantur ...”)

Quelle: www.fvsg-ob.de/71.html

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Jene Rahmenbedingungen, insbesondere die Zeitvorgaben, änderten sich schlagartig mit Beginn des Studiums, und schon Monate nach dem Abitur wurden meine schriftlichen Arbeiten statt mit der alten Dauernote „aus­rei­chend” durchweg mit „sehr gut” bewertet. Was mich nicht im geringsten verwunderte und von mir nicht ein­mal als Ge­nug­tu­ung empfunden wurde, sondern schlicht als Selbstverständlichkeit.

    Hätte man diesen Zeitdruck nicht schon in der Oberstufe von uns nehmen können, indem man uns statt der „Klas­sen­arbeiten” das eine oder andere komplexere Thema auch zu Hause schreiben ließ? Möglich war dies damals nur für Referate in den Wahl- und Randfächern wie Philosophie und Gemeinschaftskunde sowie für die „Jah­res­ar­beit” vor dem Abitur. Schriftliche „Hausarbeiten” hingegen waren in ihrem Problem- und auch Lö­sungs­ni­veau weit­hin genormt und schon wegen ihrer stundenweisen Fälligkeit auf keine nennenswerte Vertiefung hin angelegt. Wie zu sehen, ging es meinem Deutschlehrer jedoch nicht nur um das Fragmentarische meiner Aufsätze. Sie waren ihm auch „zu kritisch” in dem Sinne, daß ich die schriftliche Aufgabenstellung als solche nicht annahm, sondern so­gleich einer begrifflichen Analyse unterzog, die der Untersuchung eine eigene, von ihm und dem Un­ter­richts­pro­gramm so nicht intendierte Richtung geben mußte. Ein Eigensinn, der sich in dieser Intellektualität erst in der Ober­stu­fe herausbilden konnte, im Grunde aber nur eine andere Erscheinungsform jener Mentalität war, die schon un­ge­fähr im elfjährigen Quintaner Gestalt annahm, in meiner trotzigen Gewißheit nämlich, die Sache eigentlich bes­ser verstanden zu haben oder doch verstehen zu können als der mich abfragende unzufriedene Lehrer. Und ist es nicht so, daß dieser Existenzkampf gegen die Schülerrolle, gegen die Subordination unter ein vorgegebenes Pro­blem­ni­veau, kaum jemals ausgestanden ist?


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