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Karikatur von Wim 1962

Horst Fleig 1962 beim Weitsprung


Die danebenstehende Karikatur von Wim, die mich in Weitsprunghaltung zeigt, un­ter­streicht durch meine damalige Igel­fri­sur, die vorgestreckten Spikes und Fin­ger­nägel jene bei mir monierte Aggressivität. So findet sich auch in der Ru­brik „An­zeigen” ei­ne von ‚Hotti F.’ aufgegebene: „Kennen Sie schon mein neu­es Buch? ‚Richtige Kritik am rechten Platz’”. Au­ßer­dem ist bei den „Sprich­wör­tern” zu lesen: „Hotti: Trainieren geht über studieren!!” Dieses von mir selbst stam­men­de Sprüch­lein, ei­ne Stei­ge­rungs­form von „Studieren geht über Pro­bie­ren!”, war weniger ein Bekenntnis zum Lei­stungs­sport, als vielmehr eine Ab­sa­ge an den bei uns herrschenden Paukunterricht. Er war es denn auch, der mitsamt sei­nen Ver­tre­tern wie „Trapper” zum Haupt­ziel mei­ner In­vek­ti­ven wurde, aus de­nen einige meiner Mitschüler, die in der Mit­tel­stu­fe noch stärker angepaßt wa­ren, kaum mehr als ein „Me­ckern” her­aus­gehört haben dürften.

 

Obgleich ich bei den renommierten Leichtathleten von „Rot-Weiß-Ober­hau­sen” und auch an unserem Gymnasium bald zu den besten Weit- und Drei­sprin­gern sowie Leichtathleten überhaupt gehöre, nehme ich im Fünf­kampf und Weitsprung kein­mal an den Vergleichskämpfen der Landesgymnasien teil (den „Bannerwettkämpfen”). Dies zum Unverständnis und Un­mut von Sport­leh­rern und konservativen Schülervertretern wie Werner S., der zugleich im Weitsprung mit knapp sieben Me­tern den Schul­rekord hält. Liegt es nur dar­an, daß ich die dazugehörigen turnerischen Übungen nicht leiden kann, oder soll­te es da noch andere Animositäten gegeben haben? Ich weiß es nicht mehr.

Nach meiner ersten Nichtteilnahme bekam ich im Fache „Sport” statt der vor­an­ge­gan­genen Note „sehr gut” nur „befriedigend” – ein Denkzettel, wie mir schon da­mals schien und worauf ich mit einer erneuten Absage geantwortet haben dürf­te.


Mein Kritik- und Opponierverhalten, das in der Mittelstufe kaum über spon­ta­ne Unmutsbekundungen und ironische Rand­be­mer­kun­gen hinauskam, ge­winnt in den nächsten Jahren eine argumentative Form und Richtung, die sich vor allem mei­ner Be­gei­ste­rung für die Philosophie verdankt. Endlich fin­de ich hier, zuerst in Schopenhauer und Nietzsche, eine ra­di­ka­le, un­er­schro­cke­ne und überlegene Konkurrenz zu der christlichen Religion, die bis dahin das Monopol auf die Deu­tung von Welt und Mensch zu besitzen schien. Und kann mich nun allmählich auch, nicht zuletzt im Phi­lo­so­phie­un­ter­richt der Un­ter- und Ober­prima, von der verfluchten, dem dumpfen stofflichen Wissen hö­ri­gen Schü­ler­exi­stenz absetzen. Zugleich ler­ne ich das zögerliche und sich sel­ber überraschende schriftliche Denken schätzen, ei­ne um­ständ­li­che Art der For­mu­lie­rung, die mich freilich zunehmend in Konflikt mit der flüssigen schrift­li­chen Aus­drucks­form bringt, die uns in den Klas­sen­ar­bei­ten ab­ge­for­dert wird.

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