Quelle: www.fvsg-ob.de/163.html
Bei
der Schilderung unseres Sportunterrichts fällt mir wieder ein, daß
„Leo” eine Zeitlang auch unser Schwimmlehrer war. Statt
uns Anfänger im Nichtschwimmerbecken nichtsnutzige Übungen
machen zu lassen, erlaubt er uns dort Wasserballspiele.
Zwei
oder drei Jahre lang ist Studienassessor „Hammer” unser
Erdkundelehrer, ein schon ergrauter
dicklicher und rotbäckiger Mann um die Mitte 30, der oft in einem
rotbraunen Ledermantel erscheint. Ein Studienrat erklärt
uns einmal, daß „Kollege H.”, der wieder einmal gar
nicht mit uns zu Rande kam, als Soldat in Stalingrad(?)
Schlimmes durchgemacht habe. Von „Hammer” selbst
erfahren wir nur, daß sein Frontabschnitt an dem Tag, als
Hitler ihn besuchte, „wie eine Eins” allen Angriffen
standgehalten hätte.
Fast
jeder von uns macht sich über ihn lustig, und einige Schüler,
zu denen ich gehöre, geben ihm dreiste Antworten und
erlauben sich Dinge, die bei anderen Lehrern
undenkbar wären. So werfen wir ihm und seinem Auto,
das er mit einer lächerlichen Plane zuzudecken
pflegt, Schneebälle nach, wenn er im Schleichtempo nach
Hause, das heißt zurück zu seiner Mutter fährt. Als er mit
einem neuen Motorroller daherkommt, wird ihm bald
hinterhergerufen: „Ist der Roller
bezahlt?” (Melodie nach der bekannten Erinnerung an die
Rundfunkgebühr). Im Unterricht legt er sich
immer wieder ungeschickt mit einzelnen Schülern an, blickt sie
– auch mich – mißtrauisch, feindselig oder
haßerfüllt an, trägt sie sodann ins Klassenbuch ein (einige meiner
Zeugnisse verbuchen jeweils mehrere „Tadel”)
oder zückt sein Notizbüchlein und verkündet
genüßlich seine Rachenote. Ein solches
Verhalten kenne ich eigentlich nur von
anderen Kindern.
Zwei
Klassenkameraden entsannen sich Jahrzehnte später noch eines
kleinen „sadistischen Tricks” dieses Pädagogen:
Halb versteckt hielt er einen Rohrstock im Jackenärmel, den er dann,
um einem Schüler einen Stoß zu versetzen, rasch
herausfahren ließ. Mir dämmert so etwas, doch
habe ich es selbst wohl nie erleiden müssen.
*
GESCHICHTE
Wer
unterrichtet uns <seit der Quinta> hierin? Sind es nicht am
ehesten unsere wechselnden Deutschlehrer? Oder haben wir
uns auch in diesem Fach jahrelang mit „Hammer”
auseinanderzusetzen? Aus der ersten
Gymnasialzeit wollen mir weder Lehrer noch
interessante Themen und Erörterungen einfallen, nur Fragen wie
die nach einer Erbfolge in schemenhaft bleibenden Territorien
wie „Burgund” oder nach der Aufteilung eines Reiches
infolge eines verlorenen größeren Krieges.
Als
wir in der späten Mittelstufe dieselben Epochen ein zweites Mal
durchlaufen, gewinne ich den Eindruck, daß hierbei nichts
wesentlich vertieft wird.
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