Doch werde ich
bald unsicher: Hatte ich nicht doch eine kleine Rolle
in dem Stück, etwa als Zwerg? Monate später sehe
ich, daß ich das Stück schon um 1980 bei Theodor Storm wiederfand,
ein etwa 10 Seiten langes dramatisches Fragment
‚Schneewittchen. Märchenszenen’. Damals notierte ich
am Rand: „in Volksschule gespielt – ich einer
der Zwerge, welcher?” Beim neuerlichen Überlesen
sind mir die Dialoge wieder so vertraut, daß ich den Eindruck
bekomme, Zwerg 4, 5 oder 6 gewesen zu sein. Jeder der drei
spricht nur einige kurze Sätze:
„Zwerg 4: Wer hat mit meinem Gäblein zutappt?
Zwerg 5: Wer hat aus meinem Becherlein trunken?
Zwerg 6: Wer hat mein Löfflein eingetunken? ...
Zwerg 4: Schau nur, die Dornen zerrissen mein Röcklein!
Zwerg 5: Streiften mir ab vom Käppchen das Glöcklein! ...”
Vermutlich war
ich Zwerg 5, der für seinen Einsatz auch den Text von Zwerg 4 so gut
wie den eigenen kennen mußte. Und dürfte
außerdem nur ein „Ersatzzwerg” gewesen sein, denn
hätte ich vor den Eltern mitgespielt, könnte ich
dies nicht so einfach vergessen haben!
Elke
aber ist für mich immer das Schneewittchen geblieben, ja,
bei meinem Vorstellungsbild von unserer Probe fällt mein
erster Blick unwillkürlich auf die – bei Storm gar nicht
präsente – Scheintote im Sarge.
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