Mein
liebster Spiel- und Klassenkamerad heißt „Mimi”. Er wohnt einige
Häuser neben uns und heißt eigentlich Heinz. Sicherlich
kenne ich ihn schon eine Zeitlang vor der Einschulung und
mag seinen Kätzchennamen „Mimi” gut leiden.
Kann es sein, daß nur ich ihn so nenne?
Mimi
ist lustig und macht gern Unsinn. Er hat helles Haar, ist
zierlich-mager und hat keinen Vater mehr. Seine
dunkelgekleidete Mutter sehe ich nur selten
einmal aus dem kleinen weißgestrichenen Haus heraus in den
Garten treten. Die folgende Spielsituationen können
noch aus unserer Vorschulzeit stammen:
– Mimi und ich
spannen eine Gummischnur, die ungefähr in Fußhöhe von
der rechten hinteren Haus- und Gartenseite her über
unsere Rheinwiesenstraße hinweg zu einer dicken Eiche führt.
Wir verstecken uns nun im Garten und warten darauf,
daß ein Auto kommt und dagegensaust. Laufen wir nicht
dann, als sich eines von rechts her nähert, in jäher Angst davon?
– Wir binden ein
leeres altes „Portmaneh” an einen dünnen Faden, legen
es auf die Straße und decken den Faden mit Erde oder
Straßenstaub zu. Danach verstecken wir uns in Mimis
Garten und lauern darauf, daß jemand vorbeikommt und
sich danach bückt: In dem Moment wollen wir es schnell
wieder wegziehen.
Ein
anderer Spielkamerad, Georg Nü., erinnerte mich Mitte der 90er
Jahre an dieses Spiel, das er ebenfalls zusammen mit
„Mimi” gespielt hätte. Mir ist, als hätte ich es auch mit Georg
gespielt, denn mir fällt nun wieder ein, daß ich einmal aus
einem Kellerfenster unseres Hauses blicke und auf Passanten
lauere.
Schon
in den 80er Jahren erfuhr ich, daß Heinz als Jugendlicher
im Straßenverkehr zusammen mit seinem Mitschüler
Heinz Pi. tödlich verunglückt war (die seitlich überstehende
Ladung eines entgegenkommenden LKW hatte
ihr Autodach weggerissen und beide am Kopf getroffen). Ein
Jahrzehnt später wurde mir ein Photo der Entlaßklasse
von 1959 gezeigt, auf dem auch "Mimi" zu sehen ist, mit
freundlich-neugierigem Blick und zur Seite
geneigtem Kopf. Ich erkannte ihn sogleich wieder.
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