Quelle für das rechte Photo: www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/klassentreffen-nach-55-jahren-id318034. Wappen: www.voerde.de/krickerhau
Unser Lehrer
Unser
Lehrer heißt Herr Köberling. Er ist jung und ist ernst. Ich fühle
mich bei ihm wohl. Er trägt ein helles Sakko und hat
gewelltes dunkles Haar.
So
ist er auch auf Schulphotos zu sehen, die ich 1996 zum erstenmal
betrachten konnte. „An Dich kann ich mich gut
erinnern”, schrieb er freundlicherweise
vor meinem Besuch, „ich weiß, daß Du ein netter und strebsamer
Junge warst”. Nun ja, für das Lesen und Schreiben
jedenfalls erhielt ich von ihm jeweils „sehr gut” .
Herr
Köberling erinnerte mich wieder an seine Methode, uns die
Buchstaben plastisch nahezubringen: Die
Aussprache begleitete er mit
entsprechenden symbolischen Gebärden,
legte so bei „i” den Zeigefinger senkrecht auf die Stirn,
bei „m” die drei Mittelfinger auf den Mund, bei
„r” die Hand auf den Kehlkopf und beschrieb bei „o” mit
Daumen und Zeigefinger einen Kreis.
Als
er es mir erzählte, erkannte ich sein Verfahren nicht bestimmt
wieder, doch dämmerte es mir allmählich. So scheint er bei „n”
nur zwei Finger auf den Mund oder vielmehr unter die Nase
gelegt zu haben. – Wie speziell mit diesen
Fingerlesezeichen, so erlernten
wir das Lesen generell nach der synthetischen Methode,
Buchstabe für Buchstabe; doch war die Herausgeberin
der weiter unten genannten Lesefibel dabei
um einen Ausgleich mit der „ganzheitlichen”
Methode bemüht.
In
unserer „Schulchronik” ist noch zu lesen:
„Herr
Anton Köberling wurde ... 1922 in Krickerhau
(Slowakei)
geboren und besuchte in Preßburg die staatliche
deutsche Lehrerakademie, an der er am
6.4.1945 das Abgangszeugnis des 5. Jahrgangs
erhielt, da ein regulärer Abschluß infolge
der Kriegsereignisse nicht mehr möglich war.”
In
Walsum kam er nicht sofort in den Schuldienst, sondern hatte
zuvor ein halbes Jahr als Schlepper unter Tage und
in anderen Hilfsarbeiterfunktionen
zu arbeiten. Sein Lehrergehalt belief sich dann nur
auf ungefähr ein Drittel seines vorigen
Lohns!
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