Quelle: ‘Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums’ (Oberhausen 2005, S. 27)
Leider
höchstens ein Jahr lang, in der Quinta oder Quarta,
ist auch Herr v .d. L. unser Deutschlehrer. Er ist ungefähr
Mitte 30, von eher kleiner Statur und hat ein schmales
Gesicht. Einzig ist seine Art, uns Schülern zuzuhören,
den Kopf in leichter Schräglage, mit einem so freundlichen
Interesse in uns hineinhorchend, daß ich mich
gleichermaßen erforscht und ernst genommen fühle.
Eine solche Würdigung dessen, was wir Knaben wohl zu
sagen hätten, habe ich noch bei keinem Lehrer erlebt!
Ansonsten
kann ich mich nur noch darauf besinnen, daß mir sein Ring mit
einem blauem Stein gut gefällt. Und daß er an einem
Bonbon lutscht, als wir alle auf einem weißen Boot die
Ruhr in Richtung Baldeney-See befahren, um
hinterher noch eine Talsperre zu besichtigen.
Als
ich ihm 1988 mein Buch über einen deutschen Schriftsteller
(Klingemann) verehrte, entgegnete er: „Ihr gutes
Erinnerungsvermögen an meinen
Siegelring frappierte mich, Ihre Anmerkungen zu meinem
Unterrichtsstil wirkten wie eine gute
Medizin zur Stärkung meines Selbstvertrauens
...”
Mich
freut noch besonders, daß Herr v. d. L., der 1986 pensioniert
wurde, mir 2008 gestattete, aus seinem Antwortschreiben
von 1988 zu zitieren.
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