Quelle: www.blattus.de/kaz/texte/b_kaz/boergers-friedrich.html
Leserzuschrift von Dr. B. vom 24.8.2000 in der von einem katholischen Nervenarzt betriebenen ,Agentur Mosch’:
"Graf
Lambsdorff fordert, die katholische Kirche (gemeint: die deutschen
Diözesen) solle 'dem Beispiel der evangelischen
Kirche folgen' und einen Betrag in den neuen Fonds zur
Entschädigung ehemaliger
Zwangsarbeiter einzahlen. In den schändlichen 12
Jahren der deutschen Geschichte von 1933 bis 1945 ist die
katholische Kirche dem Beispiel
der evangelischen Kirche nicht gefolgt.
Warum sollte sie es jetzt tun? ('Deutsche Christen' gab es nur bei
den Evangelischen, und die 'Bekennende Kirche'
stellte nur eine Minderheit dar.)
...Im
übrigen: Wenn Zwangsarbeiter in einer
katholischen Einrichtung arbeiten durften, so hatten
sie in all ihrem Elend großes Glück. Der guten
Versorgung und der menschlichen Behandlung, die
sie dort mit Sicherheit erfuhren, dürften nicht
wenige ihr Überleben verdanken.”
***
Von
X. erfuhr ich 1995, daß Dr. B. in einem niederrheinischen
Wallfahrtsort Gymnasialleiter und schließlich auch noch
Bürgermeister geworden wäre (ja, von 1989-99). Damit wäre er
wirklich tief in sein christliches Element eingetaucht,
eine beinahe so geschlossene und überschaubare Welt
wie die von Thornton Wilder's ‚Our town’!
Um
ihn nun nicht etwa selig sprechen zu müssen, habe ich noch andere
Stimmen zu zitieren. Y. erzählte mir 1997, daß ihn B. als
Mitglied des ‚Neuen Deutschland’ streng zurechtgewiesen
und ihm mangelnde „Demut” vorgeworfen
hätte, als er ihm einmal seine Bedenken gegen den
katholischen „Index” der verbotenen
Bücher vortrug. Und Z. klagte sogleich über die
„schlechten Erfahrungen”, die er in der Unter- oder
Mittelstufe mit ihm gehabt hätte. Wie ja auch meine
erste Begegnung mit dem Hünen im Schulflur
zeigte, hatte er ein großes pädagogisches Handicap: Er hätte
alles daran setzen müssen, seine uns
Kinder einschüchternde körperliche Präsenz zu
dämpfen und sich auch in Gestus und Tonfall in
besonderem Maße zurücknehmen müssen.
So aber wäre er, wie mein erster Lateinlehrer Dr. S.,
als Hochschullehrer sicherlich eher an seinem
Platz gewesen.
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