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RUTH FLEIGS GALERIE
Schulkinder malen
Bilderbuch Rob. Rabe
Kritzel-Kratzel
HORST FLEIGS TEXTE:
I  Philosophica
II  Reiseberichte
III Zu Wim Wenders
IV Film und Kindheit
V Mitschüler/Schulen
Alt-Walsum 1951-53
OB-Holten 1953-55
OB-Sterkrade 1955-65
VI Germanistisches

Horst Fleig, Paßphoto im Schülerausweis von 1958/59


Und so manövriere und schummele ich mich weiter durch, immerzu mit bösen Vorgefühlen und mehr oder min­der schlech­tem Gewissen. Am Sonntagnach­mit­tag oder  abend überfällt mich in den Au­gen­bli­cken, in de­nen ich an die mor­gen be­gin­nen­de Schulwoche denken muß, eine kur­ze heftige Übel­keit, oder es durch­wallt mich heiß.


Im Laufe der Jahre weiß ich meine Arbeit für die Schule so zu dosie­ren, daß ich in meinen schwä­che­ren Fä­chern eben noch mitkomme und möglichst nicht mehr be­hel­ligt werden kann. Mehr will ich nicht. Zwar ha­be ich noch öfter die ver­stö­ren­de Empfindung, dies und das we­gen der mir feh­len­den Grund­la­gen nicht recht zu verstehen, ja vielleicht et­was be­griffs­stut­zig zu sein, bin aber nie mehr so ver­zwei­felt und klein­mü­tig wie frü­her. Falls ich überhaupt je klein­mü­tig war; denn schon als Quin­ta­ner oder Quar­ta­ner sa­ge ich einmal lei­se zu mir, daß ich die Sache im Grunde viel bes­ser ver­­ste­­he als der mich so­eben verhörende Lehrer.

Woher nur nahm der von beinahe allen guten Geistern ver­las­se­ne Quarta­ner oder schon Sextaner, der das meiste nur stumm über sich ergehen las­sen konn­te, die Kraft da­zu? Sollten mir etwa meine Er­fah­run­gen im El­ternhause in­so­­fern von Nutzen gewesen sein, als sie mich zu einem Vir­tuo­sen des Tot­stell­re­fle­xes wer­den lie­ßen, der durch Miß­ach­tung und Gering­schätzung nicht mehr tiefer zu ver­­let­zen oder we­nig­stens nicht so leicht kaputtzukriegen war? Denn verletzt und gedemütigt fühlte ich mich zwei­fel­los, je­ner gei­sti­ge Hoch­mut war ja meine Antwort dar­auf.

   Und warum entsann ich mich in der Unterstufe nicht mei­ner Erfah­rung aus dem 3. Schuljahr, daß sich auch grö­ße­re Wis­sens­lü­cken triumphal wie­der wettma­chen las­sen? Ich war wohl doch schon zu de­mo­rali­siert und konn­te mich nur durch das trot­zig auf­schie­ßen­de Selbst­ge­fühl ret­ten, eine narzißtische Trö­stung, die ver­wandt war mit der um 1955 mich über­ra­schen­den gran­di­o­sen Gewißheit, nicht sterben zu kön­nen.


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