Vor
Unterrichtsbeginn warnt uns bei tumultuarischem Lärm der den
„Türdienst” versehende, draußen im Flur wartende
Mitschüler schreiend vor dem herannahenden
Lehrer; und ruft uns unmittelbar vor dessen Eintritt ein
militärisches „Achtung!” zu. Wir haben dann an unseren
Plätzen zu stehen und erwidern den Gruß des
Eingetretenen, der in der Regel noch ein knappes „Setzen!”
folgen läßt. Bei größeren Verspätungen
sitzen wir wartend auf unseren Plätzen; längst schon ist es
still in den Fluren, als der Lehrer leise – und nun
unangekündigt – rasch ins Klassenzimmer tritt.
Wird
der Unterrichtende einmal mitten aus der Stunde weggeholt, beauftragt
er einen für ihn besonders zuverlässigen
Mitschüler, aufzupassen und die Namen etwaiger
„Störer” zu notieren. Wir wissen bald, wie weit wir bei
diesem oder jenem Aufpasser gehen können. Die
Kühnsten unter uns nutzen die Gelegenheit, um in dem
eventuell auf dem Pult liegengebliebenen
Notizbuch nach den eigenen mündlichen Noten zu
suchen. Riskiere ich es nicht auch einmal? Ja, wohl
bei „Hammer”, der uns über unseren mündlichen
Leistungsstand weithin im unklaren läßt und uns oft
nur die katastrophal schlechten Benotungen
höhnisch zuruft.
Noch während des
Klingelzeichens zum Ende der Stunde können und wollen wir es uns bei
einigen Lehrern erlauben, Bücher und Hefte sofort
zuzuklappen, eben noch hinhörend, was uns der Betreffende
mit erhöhter Stimme als notdürftige Abrundung
anbietet oder an Hausaufgaben mit auf den Weg gibt. In der
Regel geben wir zwar sogleich erste Anzeichen des
Aufbruchs, lösen uns vom Text und richten uns auf,
folgen aber noch einigermaßen höflich den letzten
Ausführungen. Bei dem einen oder anderen
gestrengeren Studienrat haben wir
uns so zu verhalten, als hätte es gar nicht geklingelt,
sollen mit konzentrierter Miene bei der Sache
bleiben, bis wir endlich, manchmal erst nach Minuten,
förmlich entlassen werden.
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