‚BAMBI’
und ‚DUMBO, DER FLIEGENDE ELEFANT’
Beide
in den (Vor-)Kriegsjahren produzierten Disney-Filmen sah ich um 1953.
Beim Wiederbetrachten Jahrzehnte später
erkannte ich, wie es auch beim Wiederlesen der Fall zu
sein pflegt, eine Reihe von Einzelheiten wieder, die mir
willkürlich kaum jemals wieder in den Sinn gekommen
wären. In ,Bambi’ etwa der zu Beginn so merkwürdig
künstliche Fall des Silberbachs oder der wie ein
Scherenschnitt im Glutschein der Abendröte später
auf dem Hügel dastehende Vaterhirsch, während mir die
sanfte großäugige Mutter noch frei erinnerlich
geblieben war. In „Dumbo” erging es mir so mit den
am Mond vorüberfliegenden Störchen, dem
wie ein Stier losstampfenden Zirkuszug oder auch dem
Klapperstorch mit der Postdienstmütze, wie er
droben auf der Wolke sitzt und ihm das schwere Elefantenbaby
immer wieder nach unten durchzurutschen
droht; und nur dank des Wiederbetrachtens konnte
ich mich an den Spott mit dem Namen ("Dumm-bo") erinnern
und an die gespielte Brandszene im Zirkus, wo die
Mutter vor dem Hochhaus um Hilfe für ihr Baby ruft, zu dem hin die
Kamera dann emporsaust ..
,KALIF STORCH’
An diesen
Scherenschnittfilm, der einmal im Fernsehen gezeigt wurde <laut
Tagebuch am 29.12.54>, muß ich dann wieder denken, als
wir im Lateinunterricht das Verb „mutare” lernen. Denn zu
meiner Freude kann ich nun die für die Störche so wichtige
Verwandlungsformel „mutabor” rekonstruieren.
Beim
Wiederbetrachten von Lotte Reiningers Film waren mir Jahrzehnte
später vor allem die Physiognomien der
Hauptfiguren sogleich vertraut, auch die
Körperstellungen der Störche und ihre traurige
Verlassenheit nach der Verwandlung. Doch zog sich all das
schon nach wenigen Monaten wieder von mir
zurück und ist mittlerweile in etwa so verblaßt, wie ich es
wohl vor dem Wiedersehen in Erinnerung hatte.
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